Radiokarbon-Datierung Archäologie-Tricks sollen Kunstfälscher entlarven

Von Trotter gefälschtes Ölgemälde - es war mit Sarah Honn und der Jahreszahl 1866 signiert.
Foto: James Hamm/ Buffalo State College/ DPADer US-amerikanische Künstler Robert Lawrence Trotter kam mit seiner Masche ziemlich lange durch, bevor das FBI seinem Treiben ein Ende setzte.
Er malte Bilder, wie sie typisch für den amerikanischen Folk-Art-Stil des 19. Jahrhunderts waren. Perfekt imitierte er die ein wenig an Naive Kunst erinnernde Stilrichtung. Damit nicht auffiel, dass seine Bilder aus den Achtzigerjahren stammten, verwendete er extra alte Leinwände.
Die Kunstwelt war begeistert. Nach eigenen Angaben gelang es Trotter, mehr als 50 solcher Nachahmungen und Fälschungen zu verkaufen. Er ließ die Käufer in dem Glauben, ein Original aus dem 19. Jahrhundert erworben zu haben. Doch irgendwann wurde ein Sammlerpaar misstrauisch. Trotter landete im Gefängnis.
Ein internationales Forscherteam hat nun in einer Studie gezeigt, wie man Trotter heutzutage das Handwerk legen könnte. Dafür wendeten sie die Radiocarbon-Methode - auch C14-Datierung genannt - bei einem Gemälde an. Sie wird häufig in der Archäologie eingesetzt.
Die Grundlage der C14-Datierung ist der radioaktive Zerfall des Kohlenstoff-Isotops C-14. Es wird in der Atmosphäre durch kosmische Strahlung erzeugt und lagert sich in Pflanzen, Tieren, Menschen oder anderen organischen Materialien ab. Stirbt ein Lebewesen, nimmt es kein neues C-14 mehr auf. Über die Jahre nimmt dann die Menge an C-14 immer mehr ab, und zwar in 5730 Jahren um die Hälfte. Kennt man die Menge an C-14 in einem Fundstück, lassen sich so Rückschlüsse auf sein Alter ziehen.
Für die Technik habe man früher einige Gramm Kohlenstoff gebraucht, inzwischen genügten schon zehn Mikrogramm - also millionstel Gramm, schreiben die Forscher in den "Proceedings" der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften ("PNAS"). Damit reichen selbst winzige Farbproben aus, um die Echtheit eines Gemäldes zu prüfen.
Das Team demonstrierte die Methode an einem Trotter-Bild. Er hatte es mit dem Namen Sarah Honn und dem Datum 5. Mai 1866 signiert. Die Forscher nahmen zwei Proben - eine von der Leinwand und eine von einer hellen Farbschicht. Die Datierung der Leinwand ergab einen Zeitraum zwischen dem letzten Viertel des 17. Jahrhunderts und der Mitte des 20. Jahrhunderts - das war also in diesem Fall keine Hilfe.
Anders ging die Analyse der Farbprobe aus: Zwar waren die verwendeten Farben anorganisch, als kohlenstoffhaltiges Bindemittel wurde jedoch unter anderem Öl verwendet. Und das konnte Trotter entlarven. Nachdem die Forscher Verzerrungen des C14-Gehalts durch die Atomtests der Fünfziger- und Sechzigerjahre herausgerechnet hatten, ergab sich ein Zeitraum der Ölherstellung zwischen 1983 und 1989.
Das Werk konnte also unmöglich von 1866 stammen. Vor Gericht hatte Trotter einst gestanden, das Bild 1985 gemalt zu haben. Und um seinen Kunden ein hohes Alter vorzugaukeln, hatte er alte Leinwände gekauft und übermalt.
Beltracchi - überführt durch zu junge Farbe
"Kunstfälschungen gibt es seit der Antike", schreiben die Forscher. "Aber mit der zuletzt rapide zunehmenden Kommerzialisierung von Kunst erfordert die Authentifizierung immer ausgeklügeltere Nachweisverfahren."
Aufsehen erregte in der Vergangenheit der niederländische Kunstfälscher Han van Meegeren, der Bilder insbesondere von Jan Vermeer (1632-1675) nachahmte. In Deutschland wurde Wolfgang Beltracchi berühmt, der jahrelang Bilder im Stil bekannter Maler verschiedener Richtungen malte und damit auch Experten überzeugte. Beltracchi wurde überführt, weil er ein Farbmittel verwendet hatte, das es zur angeblichen Entstehungszeit des Gemäldes noch nicht gab. Genauso wie Trotters Öl.