Lese-Rechtschreib-Schwäche Hörgerät kann Kindern mit Legasthenie helfen

Ein verblüffend einfaches Hilfsmittel könnte Kindern mit Legasthenie helfen, Lesen zu lernen. Forscher haben Schüler in einem Experiment ein Jahr lang eine Hörhilfe ins Ohr gesetzt - und berichten von beeindruckenden Erfolgen.
Kind beim Lernen: Schwierigkeiten mit den Konsonanten

Kind beim Lernen: Schwierigkeiten mit den Konsonanten

Foto: Corbis

Leiden Kinder an einer Lese-Rechtschreib-Schwäche, sind oft Probleme mit der Verarbeitung von Sprache die Ursache: Das Hörzentrum wandelt wichtige Laute weniger effektiv um als bei Kindern ohne die Störung. Dadurch fällt es Legasthenikern unter anderem schwer, ähnlich klingende Wörter und Laute zu unterscheiden, wie beispielsweise "Katze" und "Tatze". Sie lernen dadurch langsamer, Laute mit bestimmten Buchstaben zu verbinden. Zudem ist es für Legastheniker schwieriger, sich auch bei Störgeräuschen auf eine Stimme zu konzentrieren.

Jetzt berichten Wissenschaftler von einem Versuch, in dem eine einfache Hörhilfe Kindern mit Legasthenie das Lesenlernen erleichtert hat.

"Wir wollten wissen, ob speziell für den Schulunterricht konzipierte Hörhilfen legasthenischen Kindern helfen können", erklären Jane Hornickel von der Northwestern University in Evanston (US-Bundesstaat Illinois) und ihre Kollegen. Die Forscher statteten deshalb 38 legasthenische Kinder zwischen acht und 14 Jahren mit Hörhilfen aus. Ein Jahr lang trugen die Schüler im Unterricht einen kleinen Empfänger am Ohr, der die Stimme des mit einem Mikrofon ausgerüsteten Lehrers verstärkte.

Dank des Geräts hätten die Schüler den Lehrer auch laut und deutlich gehört, wenn es viele ablenkende Störgeräusche gegeben habe. "Bei den Kindern, die die Hörhilfen getragen hatten, reagierte das Hörzentrum konsistenter und genauer als noch ein Jahr zuvor", schreiben Hornickel und ihre Kollegen im Fachmagazin "Proceedings of the National Academy of Sciences" . Auch hätten diese Kinder deutlich besser Lesen können als die Teilnehmer ohne Hörhilfe.

Alle Teilnehmer besuchten private Schulen, die speziell auf Kinder mit Lese-Rechtschreib-Schwäche ausgerichtet sind. Zu Studienbeginn hatten die Forscher die Lesefähigkeit der Kinder und die Aktivität in dem im Hirnstamm gelegenen Teil ihres Hörzentrums gemessen. Wie erwartet habe das Hörzentrum vor allem bei Konsonanten häufig falsche oder ungenaue Signale erzeugt, schreiben Hornickel und ihre Kollegen. Die grundsätzliche Hörfähigkeit der Kinder sei aber völlig normal gewesen.

mbe/dapd
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