Malaria Immer mehr Medikamente versagen den Dienst
Der Killer ist wieder auf dem Vormarsch: Noch vor wenigen Jahren glaubten Mediziner, den Malaria-Erreger unter Kontrolle zu haben, doch jetzt infizieren sich mehr Menschen als jemals zuvor mit der Tropenkrankheit. Nach Berechnungen von US-Forschern haben sich im vergangenen Jahr knapp eine Milliarde Menschen mit Malaria angesteckt, mehr als eine Million starben. Und ausgerechnet Pyrimethamin, bis vor kurzem noch als neues Wundermittel gegen die Krankheit gehandelt, blieb zuletzt immer öfter wirkungslos - die Erreger sind mutiert. Doch wie konnte sich so schnell eine so starke Resistenz entwickeln?
Bislang gingen Malariaforscher davon aus, dass sich die genetischen Veränderungen, die die Grundlage der aktuellen Pyrimethamin-Resistenz bilden, mehrmals an unterschiedlichen Orten entwickelt haben. Auf diese Weise konnte sich die Medikamenten-Unempfindlichkeit, so die Theorie, rasch über große Teile der Welt ausbreiten. Und erst die verschiedenen Mutationen dürften letztlich zu der Super-Resistenz geführt haben.
Doch Cally Roper von der University of London ist anderer Meinung. Wie die Molekularbiologin im Fachmagazin "Science" berichtet, lassen sich die genetischen Spuren des Malariaerregers mit den erfolgreichsten Mutationen bis in den Südosten Asiens zurückverfolgen. Von dort begann demnach die Resistenz - versteckt im Körper einer Malaria-Mücke - ihren weltweiten Siegeszug. Neben Afrika sei mittlerweile auch Südamerika betroffen.
Billig, aber wirkungslos
Die neue Unempfindlichkeit gegen Pyrimethamin trifft die Malaria-Forscher doppelt hart: Das Medikament sollte ausgerechnet Chloroquine ersetzen, lange Zeit das billigste und zugleich wirkungsvollste Mittel gegen Malaria. Seit den fünfziger Jahren ist Chloroquine verschrieben worden, doch zuletzt waren die meisten Malariastämme gegen das einstige Wundermedikament immun.
Dabei dürfte auch die Chloroquine-Resistenz aus Asien stammen, wie das Forscherteam aus den Großbritannien, den USA, Südafrika und Thailand in "Science" berichtet. Möglicherweise seien die beiden Resistenzen sogar im Genom desselben Erregers nach Afrika gekommen. "Der Import eines Parasiten aus Südostasien hat somit zum Niedergang zweier preisgünstiger Medikamente geführt, die lange Zeit die Hauptstütze der Malaria-Behandlung in Afrika waren", schreiben die Wissenschaftler.
Eine gefährliche Entwicklung. Das Forscherteam fordert daher, Reisende aus Südostasien systematisch zu untersuchen und gegebenenfalls zu behandeln, um somit die Ausbreitung neuer Resistenzen in den Griff zu bekommen. Die fortschreitende Unwirksamkeit bewährter Medikamente sei ein "internationales Problem" - und das ließe sich nur, so die Forscher, durch eine "koordinierte internationale Antwort" lösen.