Was Schmuckanalysen aus Afrika verraten Das Social Media der Steinzeitmenschen

Perlenkette aus modernen Straußeneierschalen
Foto: Hans Sell / dpaDer moderne Mensch hat sich zuerst in Afrika ausgebreitet. Die ältesten Funde dort, die auf homo sapiens schließen lassen, sind um die 300.000 Jahre alt . Die Nachweise an Fossilien bezeugen ein weites Verbreitungsgebiet, das quer über ganz Afrika reicht – vom heutigen Marokko über Äthiopien im Osten und Südafrika.
Nach der derzeitigen Vorstellung der Wissenschaft glich die frühe Ausbreitung unserer Art auf dem Kontinent wohl einem Flickenteppich: Sapiens lebte in einzelnen, kleineren Gruppen, die mal mehr mal weniger miteinander in Verbindung standen. Doch wie gut waren diese Menschen vernetzt?
Das interessierte auch die Archäologinnen Jennifer Miller und Yiming Wang vom Jenaer Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte. Um ihre Frage beantworten zu können, schauten sich die Forscherinnen Gegenstände an, die damals weitverbreitet waren: Schmuck, der aus den Schalen von Straußeneiern hergestellt wurde. Und der möglicherweise zu Ketten aufgefädelt wurde. Wie die beiden berichten, ergaben ihre Analysen Erstaunliches: Schon vor mehr als 40.000 Jahren unterhielten die Menschen soziale Beziehungen über Tausende von Kilometern.
Für ihre Arbeit, erschienen im Fachmagazin »Nature« , schauten sich die Miller und Wang mehr als 1500 einzelne Perlen aus den Schalen der Laufvögel an und erstellten eine Datenbank. Die Funde stammen aus 31 Stätten in Ost- und Südafrika. Manche der Stücke zählen zum ältesten, in komplexen Prozessen handgefertigten Schmuck der Welt. Solche Stücke waren aufwendig in der Herstellung, die Schalen mussten für ihre Produktion komplett umgeformt werden.
Zwar gibt es Funde von einfachen durchbohrten Muscheln, die auch schon als Schmuck bezeichnet werden können und die älter sind. Aber die ersten Perlen aus Straußeneierschalen tauchen erst vor etwa 52.000 Jahren im östlichen Afrika auf. Die aus dem südlichen Afrika sind etwas jünger – rund 42.000 Jahre alt. Die frühesten dortigen Perlen stammen aus Border Cave im äußersten Nordosten Südafrikas und somit aus jener Region des südlichen Afrikas, die am dichtesten an Ostafrika heranreicht.

Nahaufnahme der Perlen
Foto: Jennifer Miller / dpaMiller und Wang verglichen etwa den Durchmesser, den Lochdurchmesser sowie die Dicke der Schalen aus verschiedenen Zeiträumen miteinander. Demnach nutzten die Menschen beider Regionen bis vor etwa 33.000 Jahren nahezu identische Perlen, die auf sehr ähnliche Art und Weise hergestellt wurden. Das ist nur durch Austausch zu erklären, weil Menschen sich die Technik von anderen abgeschaut haben.
Und das zeige, dass zwischen den beiden, etwa 3000 Kilometer voneinander entfernt lebenden Populationen bis zu jener Zeit ein sozialer Austausch geherrscht habe, folgern sie. »Das Ergebnis ist überraschend, doch das Muster ist eindeutig«, wird Wang in einer Mitteilung ihres Instituts zitiert. »Während dieser 50.000 Jahre, die wir untersuchten, war dies der einzige Zeitraum, in dem die Eigenschaften der Perlen identisch sind.«
Dass sich die Verbindung zwischen beiden Regionen vor etwa 33.000 Jahren verliert, führen die beiden Wissenschaftlerinnen auf Klimaveränderungen zurück. Zu jener Zeit erlebte Ostafrika eine trockenere Phase, während sich in der Region zwischen den beiden Populationen die Niederschläge verstärkten, was den Kontakt erschwert habe.