Erste Mondlandung Helden in Windeln

Auch die ersten Menschen auf dem Mond hatten natürliche Bedürfnisse - Toiletten hatten sie jedoch nicht. Neil Armstrong und Buzz Aldrin griffen auf eine simple Alternative zurück, die ihren Zweck nicht immer erfüllte.
Raumanzug von Neil Armstrong: Beutel dienten den Astronauten der "Apollo 11"-Mission als Toilettenersatz

Raumanzug von Neil Armstrong: Beutel dienten den Astronauten der "Apollo 11"-Mission als Toilettenersatz

Foto: John Minchillo/AP

Neil Armstrong and Buzz Aldrin wurden zu Helden, als sie am 20. Juli 1969 als erste Menschen überhaupt den Mond betraten. Aber auch sie hatten menschliche Bedürfnisse, die bei den ersten bemannten Mondmissionen allerdings kaum berücksichtigt wurden.

Die Ingenieure der Nasa seien so beschäftigt gewesen herauszufinden, wie sie Menschen zum Mond und wieder zurück transportieren können, dass sie keine Toiletten für die "Apollo"-Missionen der Sechziger- und Siebzigerjahre entworfen hätten, berichtet der "Business Insider" . Die Nasa schreibt in einem historischen Bericht : "Der Stuhlgang und das Wasserlassen sind lästige Aspekte seit Beginn der bemannten Raumfahrt."

Das größte Problem: Was auf der Erde sämtliche Ausscheidungen ins Porzellan plätschern und plumpsen lässt, fehlt im All: Die Schwerkraft.

Armstrong und Aldrin pinkelten deshalb in eine Art Kondom, das mit einem kurzen Schlauch an einen Beutel angeschlossen war und täglich gewechselt wurde. Dabei ging allerdings auch immer mal etwas daneben. Auch fürs große Geschäft stand den Astronauten nur eine Plastiktüte zur Verfügung.

Pipi-Beutel der Apollo-Missionen

Pipi-Beutel der Apollo-Missionen

Foto: NASA

Auf der Rückseite der Raumanzügen gab es eine kleine Klappe. Diese konnten die Astronauten nutzen, um den Beutel an ihrem Po zu befestigen. Der Stuhlgang war im Detail dennoch kompliziert, denn die Schwerelosigkeit verändert die Form des Stuhls. Dieser verlässt den Körper im All gekringelt. Zudem erhöht die Schwerelosigkeit die Gefahr, dass etwas verschmiert.

Das Nasa-System enthielt deshalb, neben einem Fach für Toilettenpapier, einen Fingerschutz, der verhindern sollte, dass sich die Astronauten dreckig machen. Die gesamte Prozedur war so aufwendig, dass ein Toilettengang etwa 45 Minuten dauerte - und auch nicht immer reibungslos verlief, wie ein Transkript der "Apollo 10"-Mission  aus dem Jahr 1969 zeigt, bei der die gleiche Technik zum Einsatz kam.

"Da fliegt ein Scheißhaufen durch die Luft"

Astronaut Tom Stafford bat damals dringend um eine Serviette: "Da fliegt ein Scheißhaufen durch die Luft", sagte er. Ausscheidungen waren offenbar aus einem Plastikbeutel entflohen. Darauf folgte eine skurrile Diskussion unter den Astronauten, von wem der Unrat wohl stamme.

Lief alles glatt, verstauten die "Apollo"-Astronauten ihre Hinterlassenschaften platzsparend in ihrem Raumschiff und nahmen sie zurück mit zur Erde. Armstrong und Aldrin hinterließen jedoch einen Stuhlgangbeutel, zwei Urinbeutel und einen Spuckbeutel  auf dem Mond.

Auch während der gut 21 Stunden, die die Astronauten auf der Oberfläche des Erdtrabanten herumliefen, mussten sie ihren Grundbedürfnissen nachkommen. Als Armstrong als erster Mensch den Mond betrat, trug er daher eine Art Windel.

Eine Toilette, die sich ansatzweise mit einem Klo auf der Erde vergleichen lässt, hatten erst die Space Shuttle in den Achtzigerjahren. Ein Luftstrom transportierte Urin ins All und setzte größere Geschäfte Unterdruck aus, um sie zu trocknen und an Bord zu lagern. Es gab allerdings immer wieder Probleme mit dem System, sodass Astronauten auf primitivere Varianten umsteigen mussten.

Moderne Weltraum-Toiletten sind etwas komfortabler. Auch sie funktionieren mit Unterdruck und sollen zumindest teilweise die Funktion der Schwerkraft ersetzen und helfen, das Geschäft sauber zu verrichten. Allerdings müssen die Astronauten eine relativ kleine Öffnung treffen.

Peggy Whitson, die mit 665 Tagen so lange im All war, wie keine anderen Frau, erinnerten ihre Aufenthalte auf der Internationalen Raumstation ISS daher immer ein bisschen an einen Campingtrip.

jme
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