Rund 150 Sekunden währte ihr Einsatz, dennoch war er entscheidend für den Erfolg der gesamten folgenden Mission. Indem die erste Stufe der gewaltigen "Saturn V" jede Sekunde rund 15 Tonnen Treibstoff verbrannte, brachte sie die gewaltige Rakete vom Launchpad aus in rund 58 Kilometer Höhe. Dann endete ihr Einsatz, die "Apollo"-Mission flog ohne sie weiter Richtung Mond. Die aus fünf F-1-Triebwerken bestehende Raketenstufe wurde abgestoßen. Sie fiel Richtung Erde, raste auf die Meeresoberfläche zu, schlug mit Wucht auf - und versank.
Jetzt, Jahrzehnte nach den "Apollo"-Missionen der Sechziger und Siebziger, hat der US-amerikanische Milliardär und Raumfahrt-Enthusiast Jeff Bezos Teile dieser Raketenstufe vom Grund des atlantischen Ozeans geborgen. Amazon-Gründer Bezos hatte vor rund einem Jahr bekanntgegeben, dass er Triebwerke der "Apollo"-Missionen per Sonar im Atlantik aufgespürt hatte. Nun ist die Bergung geglückt.
Wie Bezos berichtet, hat sein Team genug Teile aus rund 4,2 Kilometern Tiefe an die Oberfläche geholt, um der Öffentlichkeit später zwei F-1-Triebwerke zu präsentieren. Die Motoren waren im Originalzustand knapp sechs Meter hoch, rund 3,7 Meter breit und wogen mehr als acht Tonnen. Da die Seriennummern oft fehlten, sei es schwierig herauszufinden, zu welcher der "Apollo"-Missionen die Gegenstände gehörten, teilte der Amazon-Gründer mit.
Die Nasa gratuliert
"Wir haben ein Unterwasser-Wunderland gesehen", schwärmt Bezos. "Ein Skulpturengarten aus verbogenen F-1-Triebwerken, der die Geschichte von ihrem glühenden und brutalen Ende erzählt." Bezos vergleicht die Arbeit in der Tiefsee mit den Mondmissionen. Die Bewegungen der ferngesteuerten Unterwasserfahrzeuge am Meeresgrund hätten an die geringe Schwerkraft auf dem Mond erinnert, ebenso der graue, farblose Boden. "Nur der ab und zu vorbeischwimmende Fisch zerstörte die Illusion", schreibt Bezos.
Nasa-Chef Charles Bolden gratulierte den Entdeckern: "Wir teilen die Begeisterung von Jeff und seinem Team", so Bolden. "Das ist ein historischer Fund, und wir beglückwünschen alle zu ihrer Entschlossenheit und Beharrlichkeit." Die Nasa dankte Bezos dafür, dass er es ermöglichen will, die Triebwerke in Zukunft öffentlich auszustellen.
Bereits im vergangenen Jahr hatte Bezos klargestellt, dass alle geborgenen Objekte Eigentum der Nasa bleiben würden. Er hatte sich allerdings gewünscht, dass ein Triebwerk - falls man zwei wiederherstellen könne - später im Luftfahrtmuseum von Seattle ausgestellt wird. Seattle ist der Hauptsitz von Amazon.
Bezos unterhält auch geschäftliche Beziehungen zur US-Weltraumbehörde. Denn er steckt hinter der Firma Blue Origin, die als eines von vier Unternehmen daran arbeitet, den Nachfolger der Space Shuttles zu entwickeln.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels stand eine falsche Angabe zum Treibstoff-Verbrauch der Raketenstufe. Wir haben den Fehler korrigert.
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Mondmission trifft Tiefsee: Ein Team um den US-Milliardär Jeff Bezos hat Teile der ersten Raketenstufe einer "Apollo"-Mission aus dem Atlantik vor Florida geborgen. Hier ist eine Düse eines F-1-Triebwerks zu sehen.
Skulpturengarten aus verbogenen Raketenteilen: Amazon-Gründer Bezos schwärmt von der Expedition in der Tiefsee, bei der ferngesteuerte Unterwasserfahrzeuge die entdeckten Überreste fotografierten und zum Teil bargen.
Brennkammer eines Triebwerks: Die Expedition hat genug Teile geborgen, um zwei "F-1"-Triebwerke wiederherzustellen, berichtet Bezos. Diese blieben im Besitz der Nasa, versicherte er. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sie später in Museen ausgestellt werden. Bezos bat vor einem Jahr darum, dabei das Luftfahrtmuseum in Seattle - dort befindet sich auch der Hauptsitz von Amazon - zu bedenken.
Reinigung von Teilen des Triebwerks: Im Originalzustand war ein F-1-Triebwerk sechs Meter hoch, rund 3,7 Meter breit und wog mehr als acht Tonnen. Fünf davon waren in der ersten Raketenstufe der "Saturn V" verbaut. Die Schubkraft der Rakete der Mondmissionen ist bis heute unerreicht.
Vom Meeresgrund geborgene Turbine: Von welcher "Apollo"-Mission die Teile stammen, ist nicht ganz klar, da die meisten Seriennummern nicht mehr entzifferbar sind oder komplett zerstört wurden.
Wärmetauscher: Die verbogenen Teile kündeten vom gewaltsamen Ende der Raketentriebwerke, so Bezos. 150 Sekunden nach dem Start wurde die erste Raketenstufe abgetrennt und raste Richtung Atlantik, wo sie mit Wucht aufschlug - und versank.
Expeditionsmitglieder untersuchen eine Brennkammer: Nasa-Chef Charles Bolden gratulierte zum Fund. "Wir teilen die Begeisterung von Jeff und seinem Team", so Bolden.
Jahrzehnte auf dem Meeresgrund: Die geborgenen Teile werden nicht nur zusammengesetzt, sondern auch konserviert, um sie vor weiterem Verfall so gut wie möglich zu bewahren.
Historische Aufnahme von F-1-Triebwerken: Mit der gewaltigen Schubkraft der "Saturn V" gelang es in den sechziger und siebziger Jahren, Astronauten an Bord der Rakete zum Mond zu schicken.
Marshall Space Flight Center: Die Entwicklung des Triebwerkstyps begann außerhalb der Nasa, wie die US-Weltraumbehörde berichtet. Im Auftrag der Air Force hatte das Unternehmen Rocketdyne 1955 mit der Konstruktion begonnen.
Gut gepflegtes F-1-Triebwerk: Da dieses Exemplar nicht im Einsatz war, sondern viele Jahre im Smithsonian National Air and Space Museum in Washington lag, ist es auch 2012 noch in ausgezeichnetem Zustand.
"Apollo 11": Neil Armstrong, Michael Collins and Edwin (Buzz) Aldrin starteten am 16. Juli an Bord einer "Saturn V" Richtung Mond.
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