Morbus Crohn
MAP-Erreger soll auch für Menschen gefährlich sein
Nach der Rinderkrankheit BSE gibt es nach Ansicht von Experten eine neue Tierseuche, die auch für den Menschen gefährlich ist. Das MAP-Bakterium, das bei Rindern die so genannte Paratuberkulose auslöst, verursacht möglicherweise auch die Darmkrankheit Morbus
Crohn, an der weltweit mindestens eine Million Menschen leiden.
Frankfurt/Main - Die chronische Darmentzündung Morbus Crohn geht mit Durchfall, Darmblutungen und
Bauchschmerzen einher. "Wir müssen von der höchsten Gefährdungsstufe
ausgehen", sagte Hans-Ulrich Klör, Professor für Magen- und
Darmkrankheiten an der Uniklinik Gießen, der "Bild am Sonntag".
Der britische Morbus-Crohn-Forscher John Hermon-Taylor
kritisierte, dass viele Regierungen wie in Großbritannien und
Deutschland bisher kaum auf diese große Gefahr reagiert hätten. Laut
"Bild am Sonntag" soll Verbraucherschutzministerin Renate Künast
bereits im Oktober 2001 vom damaligen Bundesamt für gesundheitlichen
Verbraucherschutz über eine mögliche Übertragung des Erregers auf
den Menschen informiert und zum Handeln aufgefordert worden sein.
Politiker von SPD, Union und FDP warfen Künast in diesem
Zusammenhang Versäumnisse vor. Der SPD-Veterinärexperte Wilhelm
Priesmeier forderte zudem, dass Rinder, Schafe und Ziegen
flächendeckend auf Paratuberkulose untersucht und im Falle einer
Infektion getötet werden müssten.
Das Verbraucherschutzministerium wies den Vorwurf der Untätigkeit
zurück. "Wir nehmen diese Probleme sehr ernst", sagte Staatssekretär
Alexander Müller der "Bild am Sonntag". Bereits seit 2001 werde der
Zusammenhang zwischen Paratuberkulose und Morbus Crohn in
Deutschland untersucht. In der zweiten Jahreshälfte will das
Ministerium ein Testverfahren ausschreiben, mit dem der MAP-Erreger
bei Rindern nachgewiesen werden kann.
Wie die Krankheit genau auf den Menschen übertragen werden kann,
ist unklar. "Die Tiere scheiden die Bakterien mit dem Kot aus,
wodurch sie über Felder auch ins Wasser gelangen können", erklärte
der Hannoversche Mikrobiologe Peter Valentin-Weigand. Bei Milch oder
Milchprodukten besteht nach dem derzeitigen Kenntnisstand jedoch
keine Gefahr für den Verbraucher.
MAP steht für Mycobacterium avium subspecies paratuberculosis. Im
vergangenen Jahr wiesen US-Forscher bei einer Untersuchung im Blut
von jedem zweiten Crohn-Patienten Spuren von MAP-Erregern nach. Von
diesen Bakterien ist bekannt, dass sie bei Rindern, Schafen und
Ziegen ähnliche Darmbeschwerden verursachen.
Die Mediziner aus Orlando im US-Staat Florida analysierten
Blutproben von 28 Crohn-Patienten und 15 gesunden Menschen. MAP
wiesen sie bei 14 Patienten nach, das Bakterium trat jedoch bei
keinem der gesunden Menschen auf.
In einem in der Zeitschrift "The
Lancet" verfassten Begleitkommentar heißt es, die Studie beweise
zwar noch nicht, dass MAP eine Ursache für Morbus Crohn sei, sie
werfe jedoch wichtige Fragen auf. "MAP kann nun im Zusammenhang mit
Morbus Crohn nicht mehr ignoriert werden", schreibt der australische
Mediziner Warwick Selby.
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