Multitasking Warum wir nur zwei Dinge gleichzeitig tun können

Sie glauben, mehrere Aufgaben gleichzeitig lösen zu können? Das mag dem Chef zwar imponieren, doch wirklich gut ist das Ergebnis vermutlich nicht. Denn das Gehirn kann maximal zwei Handlungsziele parallel verfolgen. Forscher haben jetzt herausgefunden, warum.
Multitasking: Wer mehr als zwei Dinge zugleich tut, gerät ins Schleudern

Multitasking: Wer mehr als zwei Dinge zugleich tut, gerät ins Schleudern

Foto: Corbis

Die Sache mit dem Multitasking ist ein allseits beliebter Running Gag: Angeblich beherrschen Frauen ja die Kunst der Gleichzeitigkeit besser als Männer. Kochen, telefonieren und bügeln gleichzeitig? Kein Problem! Und was haben wir über den Witz gelacht.

In Wahrheit aber funktioniert das Gehirn nicht ganz nach diesem Muster. Die Grenze nämlich liegt bei zwei: Mehr als zwei konkurrierende Handlungsziele gleichzeitig können Menschen, egal ob Männlein oder Weiblein, nicht verfolgen - zumindest nicht, wenn sie beide Dinge gewissenhaft ausführen wollen. Warum? Neurologen haben eine recht simple Antwort darauf gefunden: Der Mensch hat nur zwei Gehirnhälften.

Etienne Koechlin und Sylvain Charron vom Institut National de la Santé et de la Recherche Médicale in Paris haben Hirnscans durchgeführt, um zu untersuchen, welche Areale des Denkorgans die Handlungsziele verarbeiten. In einem Test mussten die Probanden erkennen, ob nacheinander erscheinende Buchstaben das Wort "Telbat" (rückwärts buchstabiert "Tablet") ergaben oder nicht. Klingt nach einer einfachen Aufgabe, doch die Forscher machten es den Probanden nicht ganz so leicht: In unregelmäßigen Abständen unterbrachen sie den Ablauf mit einer zweiten Buchstabenfolge desselben Wortes.

Eine Frage der Motivation

Auch diese mussten die Versuchsteilnehmer erkennen, anschließend aber mit dem ursprünglich begonnenen Wort fortfahren. Während des Experiments lagen die Probanden in einem Magnetresonanztomografen. Um ihre Teilnehmer aber auch für die Aufgabe zu motivieren, boten die Hirnforscher eine Geldprämie: Für jeden richtig erkannten Buchstaben gab es in manchen Durchläufen einen Euro, bei anderen Durchgängen aber nur vier Cent.

Damit stellten die Experimentatoren sicher, dass die Teilnehmer entsprechend motiviert und aufmerksam bei der Sache waren: Je mehr Geld geboten wurde, desto höher war die Aufmerksamkeit. Das konnten die Neurologen anhand eines einfachen Prinzips an der Gehirnaktivierung feststellen, wie sie im Fachblatt "Science"  schreiben.

Dann variierten die Forscher die Belohnungen: Manchmal war die erste, dann die dazwischengeschobene Aufgabe lohnender. Auf diese Weise konnten Koechelin und Charron beobachten, in welchen Gehirnarealen des Probanden die Aufgabe verarbeitet wurde.

Das Ergebnis: Muss das Gehirn zwei Aufgaben parallel lösen, teilen sich beide Gehirnhälften die Arbeit. Während die linke Hälfte die Motivation für die unterbrochene Handlung aufrechterhält, treibt die rechte Hirnhälfte die Ausführung der zweiten Aufgabe voran. Zudem konnten Koechelin und Charron einen Bereich ausfindig machen, der während der einzelnen Durchläufe die Kontrolle über diese Vorgänge behält. Wie die Forscher berichten, sei ein direkt hinter der Stirn liegender Teil des sogenannten präfrontalen Cortex für die Organisation der Aufgabenverteilung verantwortlich.

Bekamen die Probanden aber noch eine dritte Buchstaben-Aufgabe, kamen sie ins Schleudern. Sollten sie die erste Aufgabe wieder aufnehmen, konnten sie nur noch raten. Das habe, so die Meinung der Forscher, nicht mit mangelnder Konzentration zu tun, noch sei es eine Folge von Schwächen im Arbeitsgedächtnis. Für Frauen, die nicht kochen, bügeln und telefonieren gleichzeitig können, vielleicht ein kleiner Trost.

cib
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