Neue Technik Tomograf macht Folgen des Passivrauchens sichtbar

Wie schädlich Passivrauchen ist, konnten Wissenschaftler nun erstmals sichtbar machen. Per Magnetresonanztomografie haben sie die Ausbreitung von Helium in Nichtraucher- und Raucherlungen gemessen - und gesehen, welche Schäden die feinen Lungengefäße davontragen.

Dass Passivrauchen erhebliche gesundheitliche Folgen haben kann, gilt seit langem als bewiesen. Jetzt haben Forscher die Schäden an der Lunge erstmals direkt sichtbar gemacht. Ein Team um Chengbo Wang vom Children's Hospital of Philadelphia hat mit Hilfe von Bildern aus dem Magnetresonanz-Tomografen die Lungen von aktiven und passiven Rauchern verglichen. Bei den Passivrauchern stellten die Forscher irreparable Schäden an den Lungenbläschen und chronische Bronchitis fest.

Um die feinen Verästelungen der Lungengefäße sichtbar zu machen, benutzten die Forscher einen Trick: Sie ließen ihre Probanden - sieben Raucher und 36 Nichtraucher, von denen die Hälfte aber häufig Zigarettenrauch ausgesetzt war - das ungiftige Edelgas Helium einatmen und schossen anschließend eine Serie von Aufnahmen des Brustkorbs. Das Helium wirkte als Kontrastmittel, dessen Verteilung mit Hilfe der Bilder gut nachvollzogen werden konnte. Dabei gab die Geschwindigkeit, mit der es sich durch die Lunge bewegte, Auskunft über den Zustand des Gewebes (siehe Bilder).

Bei 57 Prozent der Raucher und 33 Prozent der Passivraucher, die häufig Zigarettenrauch ausgesetzt waren, wanderte das Gas deutlich schneller durch die Lungenbläschen und -gefäße als bei den Nichtrauchern. Die Forscher werten das als Hinweis darauf, dass das Gewebe bereits geschädigt war und sich möglicherweise ein Lungenemphysem entwickelte, eine krankhafte Überblähung der Lunge.

Bei zahlreichen Passivrauchern war demnach auch der umgekehrte Effekt zu sehen: Das Helium verteilte sich messbar langsamer als bei den anderen Nichtrauchern. Das könnte nach Ansicht ein Anzeichen für die Entwicklung eines Lungenproblems wie Asthma oder einer chronischen Bronchitis sein, bei dem sich die Atemwege verengen, erklärten Wang und seine Kollegen auf dem Jahrestreffen der Radiological Society of North America in Chicago.

Ihre Methode eigne sich dafür, Veränderungen der Lunge durch Rauchen oder eben auch Passivrauchen schon in frühen Stadien sichtbar zu machen, betonten die Forscher: "Wir hoffen, dass unsere Arbeit verwendet werden kann, um die Gesetzgebung zur Einschränkung des Passivrauchens in Schwung zu bringen."

Schätzungen zufolge sterben in Deutschland jedes Jahr mehr als 3300 Nichtraucher durch Passivrauchen. Zudem gilt es als verantwortlich für die Entwicklung zahlreicher Fälle von Herzproblemen, Schlaganfällen und chronisch-obstruktiven Lungenerkrankungen (COPD). Dass Rauchverbote den Gesundheitszustand ehemaliger Passivraucher deutlich verbessern können, zeigte sich bereits am Beispiel mehrerer Staaten: Sowohl in Irland als auch in Schottland waren selbst Experten überrascht angesichts der positiven Auswirkungen auf die Gesundheit von Nichtrauchern, die zuvor starkem Qualm in Kneipen ausgesetzt waren.

lub/ddp

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