Ausgegraben - Neues aus der Archäologie Riesen-Sarkophag im Verlies des Pharao
Seine Siege gegen die Libyer und die so genannten Seevölker haben ihn offenbar ein wenig größenwahnsinnig gemacht: Pharao Merneptah ließ sich den größten Sarkophag bauen, der heute aus der ägyptischen Geschichte bekannt ist. Archäologen konnten ihn jetzt in einem Grab im Tal der Könige identifizieren und das ursprünglich vier mal 2,3 Meter große und 2,5 Meter hohe Stück aus Trümmern rekonstruieren. Der Sarkophag ist nur der äußerste von vier ineinander verschachtelten.

Nach dem Tod des Pharao war es offenbar ein Problem, den bunt bemalten Koloss in die Grabkammer zu transportieren: Die ursprüngliche Türöffnung war zu klein - an den Seiten fanden Archäologen Spuren, welche die Arbeiter hinterlassen hatten, als sie die Türschwelle abbauten und hinterher wieder neu zusammensetzten. "Ich stelle mir dann immer die Gespräche vor zwischen den Erbauern des Grabes und den Steinmetzen", sagt Ausgräber Edwin Brock vom Royal Ontario Museum.
Bereits in der Antike zerstörten Grabräuber den Sarkophag, um an die Kostbarkeiten zu kommen, die mit der Mumie bestattet waren. Dafür erhitzten sie das Gestein mit Feuer und begossen es anschließend mit kaltem Wasser, um den Stein zum Springen zu bringen.
+++ Verwirrendes Muster in der Wüste +++
In der peruanischen Wüste haben Archäologen sogenannte Nazca-Linien gefunden: Die Scharrbilder ergeben ein Labyrinth. Clive Ruggles von der University of Leicester entdeckte die Struktur etwa 400 Kilometer südlich von Lima. Weder von der Erde aus noch auf einer Luftbildaufnahme ergeben die Linien, die zwischen 2100 und 1300 Jahre alt sind, einen Sinn. Erst wenn man den durchführenden Pfad zu Fuß durchläuft, erschließt sich das labyrinthartige Layout der Anlage, berichtet Ruggles in der britischen Zeitschrift Antiquity.

Verwirrende Nazca-Linien: Labyrinth in der Wüste
Der Weg durch das Labyrinth ist 4,4 Kilometer lang. Obwohl die Landschaft ganz flach ist, hat man von keinem Punkt aus einen Überblick über die Anlage. Der Pfad ist jedoch nach seiner Erbauung kaum benutzt worden. Die Kanten des Weges sind an vielen Stellen noch ganz scharf und kaum abgenutzt.
"Wir vermuten, dass die wahre Bedeutung dieser Wüstenzeichnungen in ihrer Erbauung liegt, nicht in der Nutzung", schreiben die Forscher. Das Klima in der Wüste bietet ideale Erhaltungsbedingungen für die Erdlinien. Lediglich einige Teile des Labyrinths wurden von Sturzfluten weggespült, die in der Vergangenheit gelegentlich in der Region vorkamen.
+++ Roms Hafen gefunden +++
Der Überlieferung nach gründete Ancus Marcius, der vierte König von Rom, im vierten Jahrhundert den Hafen Ostia. Damit hatte die etwas weiter im Landesinneren gelegene Stadt Rom endlich Anschluß an das Mittelmeer, Vorräte von Getreide und Salz konnten leichter angeliefert werden und eine Kriegsflotte feindliche Schiffe am Eindringen in den Tiber hindern. Zwar hatten Archäologen in der Vergangenheit die Gebäude der zum Hafen gehörenden Stadt nachweisen können, doch die Hafenanlagen selber blieben verschwunden.

Roms Hafen gefunden: Wichtiger Zugang zum Meer
Jetzt hat eine italienisch-französische Forschergruppe die Anlagen nordwestlich von Ostia auf der linken Seite der Tibermündung ausfindig gemacht. Die Sedimente an der Stelle verraten, dass zwischen dem vierten und dem zweiten Jahrhundert vor Christus die Wassertiefe des Beckens über 6,5 Meter betrug - so tief wie ein Seehafen sein musste. Ihren Fund veröffentlichten die Wissenschaftler in der aktuellen Ausgabe der "Chroniques des Mélanges de l'Ecole Française de Rome".
Aus den Bohrkernen lässt sich auch ablesen, dass der Hafen zwischen dem zweiten Jahrhundert vor Christus und dem ersten Viertel des ersten Jahrhunderts nach Christus verlandete: Die Wassertiefe betrug dann nur noch einen Meter und die Hafenbecken waren damit nicht mehr befahrbar. Das passt zu einem Bericht des römischen Geografen Strabon.
Die Römer bauten später drei Kilometer nördlich der Tibermündung einen neuen Hafen, Portus. Allerdings begann der Bau erst im Jahr 42 nach Christus und wurde 64 nach Christus unter Kaiser Nero fertiggestellt. Diese Zeitlücke zwischen der Verlandung und der Fertigstellung des neuen Hafens stellt die Forscher vor ein Rätsel: Auf welchen Wegen bekamen die Römer in den rund 25 Jahren dazwischen ihren Weizen?
+++ Forscher geben "Hobbitmenschen" ein Gesicht +++

Rekonstruktion: Das Gesicht der "Hobbitfrau" erscheint überraschend modern
Foto: University of WollongongDie Spezialistin für Gesichtsanthropologie Susan Hayes von der australischen University of Wollongong hat das Gesicht eines so genannten "Hobbitmenschen" Homo floresiensis rekonstruiert. Die kleinwüchsige Art wurde 2003 auf der indonesischen Insel Flores gefunden. Lange wurde diskutiert, ob es sich um eine eigene Art oder um eine krankhaft veränderte Population von Homo sapiens handelt. Da die Bewohner von Flores so klein waren, wurden sie scherzhaft in Anlehnung an die Romanfiguren von J.R.R. Tolkien "Hobbits" getauft.
Die Rekonstruktion des Gesichts einer Frau zeigt ein überraschend modernes Gesicht des kleinen Menschen mit hohen Wangenknochen, langen Ohren und einer breiten Nase. "Sie ist nicht gerade eine Schönheit, aber sie sieht zumindest einzigartig aus", beschreibt Hayes das Endprodukt ihrer Arbeit. "Die Rekonstruktion hat länger gedauert, als ich erwartet hatte und mir auf dem Weg einige Kopfschmerzen bereitet. Aber ich bin zufrieden mit der methodologischen Entwicklung und dem Endergebnis."
+++ Comic-Blasinstrument nachgebaut +++

Carnyx: Forscher versuchen aus Fragmenten ein spielfähiges Blasinstrument zu bauen
Foto: INRAPSingen darf der Barde Troubadix in den Asterix-Comics zwar nicht, dafür aber unter anderem auf seiner Carnyx Musik machen. Das Instrument gehört zur Familie der Blechblasinstrumente ohne Klappen, ähnlich dem heutigen Horn - Troubadix' Carnyx endet aufwändig verziert in einem Eberkopf. Die Kelten nutzten das Instrument in den letzten drei vorchristlichen Jahrhunderten, vornehmlich in der Schlacht und zur Anbetung des Gottes Toutatis.
Vollständig erhaltene Carnyx sind in der Archäologie nicht bekannt. Jetzt bemüht sich eine Gruppe von Instrumentenbauern, aus den Fragmenten von sieben Exemplaren ein spielfähiges Instrument zu rekonstruieren. Schon in der Vergangenheit gab es ähnliche Bemühungen, wobei man nicht ganz sicher sein kann, wie die Instrumente tatsächlich gebaut waren. Die sieben zerstörten Carnyx stammen aus dem französischen Tintignac, wo sie in mehr als 500 Eisen- und Bronzeteilen als Opfergabe gefunden wurden.
Die neue Rekonstruktion des Instruments ist 1,8 Meter lang und wie das Exemplar des Troubadix mit einem Eberkopf geschmückt. Im Akustik-Labor der Maine-CNRS Universität in Le Mans experimentierten die Forscher mit dem Klang der nachgebauten Carnyx. Dabei fanden sie heraus, dass ihnen wahrscheinlich noch ein Verbindungsstück zwischen Mundstück und Klangkörper fehlt.
Als nächstes soll ein zweiter Prototyp mit dem passenden Stück gebaut werden. Schade nur, dass die keltischen Trompeten nicht mehr in Mode sind. Das behauptet zumindest die Bardin Maestria in dem Band "Asterix und Maestria": Harfe und Carnyx seien demnach völlig out, in dagegen seien rhythmische Schlaginstrumente.
+++ Eisenzeitliches Festmahl +++
Da hat wohl jemand ordentlich gefeiert: Im britischen Chiseldon haben Archäologen die Reste eines großen Festmahls gefunden. Sie entdeckten zwei Rinderschädel und 13 Kessel - es ist die größte Ansammlung von Kesseln, die aus dem eisenzeitlichen Europa bekannt ist.
Einer der Kessel trägt an der Befestigung des Henkels einen Ochsenkopf. Tierverzierungen sind sonst von britischen Kesseln gar nicht bekannt, der Topf muss also auch schon zu seinen Nutzungszeiten ein besonders wertvolles Stück gewesen sein. "Eine Analyse des Inneren der Kessel hat Reste von Tierfett zu Tage gebracht," sagt Julia Farley, Kuratorin für die Sammlung der Europäischen Eisenzeit im British Museum. "Das ist ein spannender Hinweis darauf, dass diese Objekte dazu benutzt wurden, fleischreiche Stews auf einem eisenzeitlichen Fest vor über 2000 Jahren zu kochen und zu servieren."
Die Kessel aus dem zweiten oder ersten Jahrhundert vor Christus lagen in einer großen Grube. Sie waren extrem stabil gebaut mit Stützringen und Henkeln aus Eisen, während der Bauch aus einer Kupferlegierung gefertigt war. Während das Eisen Stabilität gab, wirkte das Kupfer ideal als Wärmeleiter. Ob das Fett in den Kesseln aber tatsächlich von den Rindern stammt, steht noch nicht fest. Eigentlich aßen die Menschen auf den britischen Inseln in der Eisenzeit eher Schwein, Schaf und gelegentlich ein Pferd.