Neues Rauschgift Schnelltests sollen "Badesalz"-Drogen nachweisen

Potentes Rauschmittel: "Badesalz"-Wirkung schockiert Ärzte
Foto: Rogelio V. Solis/ APDenver - Im Kampf gegen die rasante Ausbreitung neuer Drogen in Europa und den USA haben britische Chemiker einen wichtigen Fortschritt erzielt: Sie entwickelten neue Tests und Nachweismethoden für die sogenannten "Badesalz"-Drogen. Diese meist über das Internet verkauften Rauschmittel lösen Euphorie aus, können aber auch schwere Wahnvorstellungen, Panikattacken, Kreislaufstörungen und Vergiftungen verursachen.
Mit gängigen Drogentests, beispielsweise über eine Blut- oder Urinprobe, seien "Badesalz"-Drogen bisher nicht nachweisbar gewesen, berichten Wissenschaftler beim Jahrestreffen der American Chemical Society in Denver, Colorado. Auch Schnelltests, um die Zusammensetzung der in Tütchen verkauften Pulver zu bestimmen, fehlten. Das sei vor allem für Notaufnahmen von Krankenhäusern, für die Polizei und andere Einsatzkräfte ein großes Problem. Gleichzeitig seien zusätzliche, genauere Analysemethoden eine wichtige Voraussetzung, um solche Substanzen gezielt verbieten zu können.
Geschluckt, geraucht oder sogar gespritzt wirken die Substanzen oft potenter als Ecstasy oder herkömmliche Aufputschmittel. Die "Badesalz"-Drogen bestehen meist aus einer Mischung des Amphetamins Mephedron mit Methylendioxypyrovaleron (MDPV). Dieses beeinflusst Botenstoffe im Gehirn und wirkt ebenfalls anregend und aufputschend. In Deutschland ist Mephedron laut Betäubungsmittelgesetz verboten.
Da die "Badesalz"-Drogen ständig in neuen Varianten und unter neuen Namen auf den Markt kommen, sei es schwer für Drogenfahnder, mit Analysen und Verboten hinterherzukommen, berichten die Forscher auf der Chemiker-Tagung. Viele nicht explizit verbotene Drogenmischungen ließen sich von den "Badesalz"-Pulvern nicht leicht unterschieden. Hier könne der Schnelltest helfen.
Sogar die Herkunft lässt sich ermitteln
Das Team um Oliver Sutcliffe von der University of Strathclyde in Glasgow hat jetzt einen neuartigen Test für Mephedron entwickelt, den in den meisten "Badesalz"-Drogen enthaltenen Wirkstoff. Wie die Forscher berichten, könne dieser leicht in einem normalen Polizeilabor durchgeführt werden. Ein einfacher Mephedron-Farbtest für den Einsatz auf der Straße sei ebenfalls in Arbeit. "Er könnte Ende dieses Jahres verfügbar sein", sagt Sutcliffe. Mit dieser Methode könnten dann beispielsweise Polizisten bei einer Razzia schnell kontrollieren, ob beschlagnahmte Drogen die verbotene Substanz enthalten.
Die Forscher um Sutcliffe haben zudem eine weiteres Verfahren entwickelt, mit dem sich zukünftig die Herkunft von "Badesalz"-Drogen ermitteln lässt. "Mit der neuen Methode können wir die Drogen zu den Ausgangssubstanzen zurückverfolgen", sagt Sutcliffe. Die sogenannte Isotopen-Raten-Massenspektrometrie (IRMS) ermittelt, in welcher Isotopenverteilung die Atome bestimmter Elemente in den Drogenmischungen auftreten. Wie eine Art chemischer Fingerabdruck ändere sich dieses Verteilungsmuster nicht durch nachträgliche Verarbeitungsschritte, sagen die Forscher. Das könne bei der Fahndung nach Drogenproduzenten helfen, denn damit sei es möglich, den Hersteller der Rohmaterialien zu ermitteln - und so möglicherweise auch die Bezieher dieser Substanzen.
Die synthetischen "Badesalz"-Drogenmischungen kursieren unter Bezeichnungen wie "Ivory Wave" oder "Lava Red" seit einigen Jahren unter Jugendlichen und in der Drogenszene. Der Name "Badesalz"-Drogen leitet sich davon ab, dass die Tütchen mit diesen Substanzen oft irreführend den Aufdruck "Kräutermischung", "Duftpulver" oder "Badezusatz" tragen. Explizit als "nicht zum Verzehr geeignet" deklariert, schlüpfen sie dadurch in vielen Ländern durch die Maschen der Drogengesetze.
Das Thema ist inzwischen weit oben auf der politischen Agenda in den USA. Allein in dieser Woche haben mit Louisiana, Missouri und New York gleich drei Bundesstaaten die "Badesalze" für illegal erklärt, Florida ist diesen Schritt bereits vor einem halben Jahr gegangen.
Doch der juristische Feldzug gestaltet sich schwierig - in den USA ebenso wie in Europa, wo zuletzt ebenfalls ein starker Anstieg in der Verbreitung bisher unbekannter Drogen festgestellt wurde. Da die vermeintlichen Badesalze als "nicht für den menschlichen Verzehr" deklariert sind, fallen sie nicht unter den Analog Act - ein Gesetz, das jede Substanz, die einer verbotenen Droge "substantiell ähnlich" ist, verbietet. Experten befürchten deshalb, dass die Verbote in den einzelnen US-Staaten umgangen werden können: Ändern Chemiker nur eine Verbindung in den illegalen Salzen, seien sie wieder legal.