Uno-Tagung in Warschau Umweltverbände verlassen Klimakonferenz

Sie haben genug: Die großen Umweltverbände haben die Uno-Klimakonferenz in Warschau unter Protest verlassen. Die Aktivisten erheben schwere Vorwürfe gegen einzelne Staaten, vor allem gegen das Gastgeberland Polen.
Tagungsgebäude in Warschau: Hunderte Aktivisten verlassen die Hallen

Tagungsgebäude in Warschau: Hunderte Aktivisten verlassen die Hallen

Foto: JANEK SKARZYNSKI/ AFP

Es soll ein Zeichen gegen den Stillstand sein: Mehrere große Umweltverbände haben die 19. Uno-Klimakonferenz in Warschau unter Protest verlassen. "Der Zynismus hier ist nicht mehr auszuhalten", sagt Jan Kowalzig von Oxfam. "Die großen Klimasünder zeigen Betroffenheit angesichts der Erwärmung, aber sie verhandeln nicht ernsthaft um besseren Klimaschutz."

Neben Oxfam wollen auch Greenpeace, der WWF, Nabu, BUND, Friends of the Earth und andere ab Donnerstagmittag die Uno-Konferenz boykottierten, an der sie als Beobachter teilnehmen dürfen. "Die Regierungen der Industriestaaten und auch die deutsche Regierung lassen sich inzwischen fast ausschließlich von den Interessen der großen fossilen Energieunternehmen leiten", sagt der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger. Das mache es unmöglich, im Klimaschutz voranzukommen.

Der Zorn der Umweltverbände gilt vor allem dem Gastgeberland Polen, dem vorgeworfen wird, seine Kohlefirmen auf der Uno-Tagung zu hofieren. "Polen hat in der Rolle des Gastgebers versagt und sich von den Interessen der Kohleindustrie vereinnahmen lassen," sagt Denise Loga vom WWF. Der Uno-Gipfel sei "zu einem Klimazirkus verkommen".

"Wollen nicht ernsthaft verhandeln"

Auch Australien, das keinen Minister nach Warschau geschickt hat und Japan, das seine Abgasziele drastisch aufgeweicht hat, werden als Blockierer gebrandmarkt. "Auch die EU gibt kein gutes Bild ab", meint Kowalzig. Die Europäer hätten zwar ihre Ziele zur Senkung des Treibhausgasausstoßes erreicht, seien aber nun nicht bereit, neue Ziele zu setzen. Auch die USA wollten nicht ernsthaft verhandeln.

In der Kritik stehen aber mittlerweile auch die großen Schwellenländer wie China, Indien und Brasilien, die Hochrechnungen zufolge schon in wenigen Jahren den gesamten historischen CO2-Ausstoß der westlichen Industrieländer übertreffen dürften. Insbesondere China verhalte sich bei den Verhandlungen weiter wie ein Entwicklungsland, kritisieren auch europäische Delegierte. "China könnte die große Wende bringen bei den Verhandlungen, wenn es sich zu seiner Verantwortung bekennen würde, sagt Greenpeace-Chef Kumi Naidoo.

"Alles strittig"

Einen Tag vor dem geplanten Ende der Tagung stecken die Verhandlungen fest: "Es gibt kein Thema, das nicht strittig ist", berichtet die deutsche Delegation, die intern weitere finanzielle Zusagen zum Klimaschutz anstrebt. Auf der Warschauer Konferenz sollten eigentlich die Eckpunkte für einen Weltklimavertrag vorbereitet werden, der 2015 in Paris beschlossen werden soll. Entwicklungsländer drängen verstärkt auf finanzielle Unterstützung bei der Deckung der Schäden durch Wetterkatastrophen, von denen manche im Zuge des Klimawandels zunehmen könnten.

Am Dienstag reisten die Minister der Staaten an, doch auch auf der hohen politischen Ebene gab es bislang kaum Fortschritte: "Die Ministerrunde ergab eine Reihe von Erklärungen, die letztlich nichts als eine Wiederholung alter Stellungnahmen waren", bilanziert Liz Gallagher vom Internationalen Klimanetzwerk (CAN).

Nun leert sich das Verhandlungszentrum, Hunderte Vertreter der Umweltverbände verlassen das Warschauer Nationalstadion. Einige wollen bleiben, beispielsweise Germanwatch. Das bedeute aber nicht, dass es eine Spaltung im Lager der Umweltverbände gebe, sagt Christoph Bals von Germanwatch: "Wir begrüßen ausdrücklich das Signal, dass die anderen Organisation gesetzt haben." Man habe sich auf eine Rollenverteilung geeinigt, so dass einige Experten der Nichtregierungsorganisationen (NGOs) die Verhandlungen weiterhin beobachten könnten.

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