Regierungsbericht Grundwasser durch Nitrat verseucht

An vielen Orten in Deutschland ist zu viel Nitrat im Grundwasser. Das steht in einem neuen Regierungsbericht. Gelangt das Düngemittel in zu hohen Mengen in den Körper, gefährdet es Schwangere und Kleinkinder.

Die Nitratwerte im deutschen Grundwasser sind nach wie vor an vielen Orten zu hoch: An gut einem Viertel der berücksichtigten Messstellen seien die Grenzwerte für den gesundheitsschädlichen Düngestoff überschritten worden, zitierte die "Neue Osnabrücker Zeitung" ("NOZ") aus einem aktuellen Bericht der Bundesregierung , der gerade an die EU-Kommission übermittelt wurde.

Gemessen wird größtenteils in der Nähe von landwirtschaftlichen Flächen, also beispielsweise unter Ackerböden. Waldregionen sind deutlich seltener vertreten, weshalb die Auswertung als nicht repräsentativ für Deutschland gilt. Für den aktuellen Bericht wurden Daten an etwa 700 Orten erhoben, etwa 570 unter Böden, die landwirtschaftlich genutzt werden.

Laut der Auswertung gab es in den vergangen Jahren in Deutschland bei der Nitratbelastung "keine wesentlichen Veränderungen". Der Anteil der Orte, an denen mehr als 50 Milligramm Nitrat pro Liter Grundwasser gefunden wurde, habe sich mit 28 Prozent praktisch nicht verändert. Der Nitratgehalt entspricht dem Grenzwert der deutschen Trinkwasserverordnung.

Für die Umwelt problematisch ist den Befunden zufolge auch das hohe Vorkommen von Phosphor im Grundwasser, das über landwirtschaftliche Flächen letztlich in Nord- und Ostsee gelangt und dort das Algenwachstum begünstigt. 65 Prozent der Messstellen an Seen und Flüssen wiesen zu hohe Werte auf.

Wasserversorger müssen zu viel Nitrat aus Trinkwasser entfernen

Nitrat hilft Pflanzen beim Wachsen und wird häufig als Düngemittel eingesetzt. Überhöhte Mengen von Nitrat führen allerdings zu starken Wasserverunreinigungen und verringern die biologische Vielfalt in den Gewässern.

Nimmt der Mensch Wasser mit einem Nitratgehalt von 50 Milligramm pro Liter zu sich, kann das laut EU-Kommission erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit haben, weil Nitrat im Körper unter Umständen zu Nitrit umgebaut wird. Bedenklich ist die Konzentration insbesondere für schwangere Frauen und Kleinkinder. In Deutschland sind die Wasserversorger verpflichtet, Trinkwasser zur Verfügung zu stellen, das die kritischen Werte nicht überschreitet. Dazu wird das Wasser aufbereitet.

EU-Kommission verklagt Deutschland

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) sagte der "NOZ", man müsse bei der Düngung mit Gülle und Kunstdünger im Sinne des Gemeinwohls stärker gegensteuern. Das gehe nur mit "verschärften Düngeregeln", sagte die SPD-Politikerin. Sie verwies auf die 2016 fertiggestellte Novelle des Düngerechts, die bislang aber noch nicht in Kraft getreten ist.

Im November hatte die EU-Kommission die Bundesrepublik wegen Verstößen gegen die EU-Nitratrichtlinie verklagt. Noch im Januar muss die Bundesregierung darauf eine Erwiderung übermitteln. Im Falle einer Verurteilung drohen Deutschland hohe Geldstrafen. Die Nitratrichtlinie sieht vor, die Verunreinigung von Grund- und Oberflächenwasser durch Nitrat aus landwirtschaftlichen Quellen zu verhindern.

"Die intensivierte Landwirtschaft kommt uns immer wieder teuer zu stehen", sagte Hendricks. Das Übermaß an Nährstoffen gefährde die Artenvielfalt. Zusätzliche Kosten für die Trinkwasserversorgung seien nicht ausgeschlossen, auch wenn hier bislang keine Beeinträchtigung festzustellen sei.

ssu/jme/AFP
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