Öffentliches Geständnis Deutsche Forscher fälschten Krebsstudie
15 Forscher aus Göttingen und Tübingen hatten Anfang 2000 im britischen Fachjournal "Nature Medicine" über Therapieerfolge bei Nierenkrebspatienten berichtet - und mussten die Studie nun wegen fehlerhafter Darstellungen widerrufen.
Die Untersuchung hatte für großes Aufsehen bei Forschern und Laien gesorgt, wurde in den Medien gefeiert und von Wissenschaftsorganisationen ausgezeichnet. In der Studie ging es um einen neuartigen Impfstoff gegen Nierenzellkrebs und dessen Metastasen. Der Impfstoff aktiviere das körpereigene Immunsystem der Patienten, um einen bereits bestehenden Tumor zu bekämpfen, hatten die Autoren behauptet. Der Stoff sei durch die Verschmelzung von Tumorzellen des jeweiligen Nierenkrebspatienten mit im Labor kultivierten Abwehrzellen hergestellt worden.
Öffentliches Geständnis
Jetzt räumten die Wissenschaftler in "Nature Medicine" ein, unkorrekte Aussagen gemacht sowie Daten, Ergebnisse und Schlussfolgerungen falsch präsentiert zu haben. "Wir erörtern in den zuständigen Gremien, welche Vorkehrungen wir treffen können, damit Ereignisse dieser Art sich nicht wiederholen", sagte der Göttinger Universitäts-Präsident Horst Kern.
Schon 2001 hatten Experten Zweifel an der Studie geäußert. Die Universität in Göttingen setzte ein Ombudsgremium zur Überprüfung ein, da der Erstautor Alexander Kugler aus Göttingen stammte. Die Arbeit an der Impftherapie selbst stellte das Gremium nicht in Frage. Es gebe auch keine Anhaltspunkte dafür, dass Patienten geschädigt oder belastet wurden.
Das Gremium und vier externe Gutachter warfen Kugler im November 2002 wissenschaftliches Fehlverhalten vor. Ergebnisse seien unzureichend dokumentiert und die Studie mit Patienten nicht der Ethikkommission der Hochschule vorgelegt worden.
Erst vor wenigen Tagen mussten Wissenschaftler eine im US-Fachmagazin "Science" veröffentlichte Studie über die Wirkung der Modedroge Ecstasy zurückziehen, weil sie bei Tierversuchen verschiedene Drogenbehälter verwechselt hatten.