Öko-Frachtschiff Erster Solar-Frachter sticht in See

Das Schiff soll Energie sparen, weniger Sprit verbrauchen. Tatsächlich aber braucht der erste Solar-Frachter noch reichlich Diesel. Nur ein geringer Teil seiner Energie wird aus Sonnenlicht erzeugt. Andere Konzepte versprechen ein grüneres Gewissen.

In Japan ist am Freitag das erste von Solarzellen mitbetriebene Frachtschiff der Welt, die Auriga Leader, in Dienst gestellt worden. Der 200 Meter lange 60.000-Tonnen-Frachter soll Autos von Japan aus zu den Exportmärkten liefern. Insgesamt 6.400 Fahrzeuge soll das Schiff pro Fahrt aufnehmen können, einen Teil seiner Energie unterwegs aus Solarzellen beziehen.

Eine Investition von 150 Millionen Yen, umgerechnet 1,2 Million Euro, hat sich das Unternehmen die Solarzellen kosten lassen. Unter Idealbedingungen erzeugen die Panels zusammen 40 Kilowatt Strom. Angesichts der gewaltigen Masse des Schiffs reicht das aber gerade mal, um 0,2 Prozent des für den Antrieb benötigten Energiebedarfs zu decken. Mitarbeiter der Herstellerfirma Nippon Yusen K.K. hoffen allerdings, die Ausbeute noch erhöhen zu können.

Schätzungen zufolge trägt die Seeschifffahrt mit 2,7 Prozent zu den weltweiten CO2-Emissionen und damit auch zur Klimaerwärmung bei. Angesichts der schlechten Wirtschaftslage bereiten die Treibstoffkosten den Reedern zudem Kopfschmerzen. Projekte, die Spritverbrauch großer Frachtschiffe zu senken haben deshalb Hochkonjunktur.

Segel statt Solarzellen

In Deutschland etwa, treibt die Firma Skysails die Entwicklung von Windantriebssystem für die kommerzielle Seeschifffahrt voran. Mit sogenannten Zugdrachen, die wie Gleitschirme an den Bug der Schiffe montiert werden, will das Unternehmen die Kraft des Windes ausnutzen, um den Spritverbrauch der Schiffe zu senken. Um bis zu 35 Prozent, so Skysails, soll ein solcher Drachen den Treibstoffbedarf beispielsweise eines Frachters senken können. Wenn die Winde besonders günstig stehen sollen sogar bis zu 50 Prozent Einsparungen drin sein.

Ein erster Schwergut-Frachter, die MS Beluga Skysails, ist bereits mit einem Zugdrachensystem an Bord unterwegs erprobt das Skysails-System seit einem Jahr auf internationalen Routen.

Und auch in Asien sind bereits ambitionierte Projekte auf den Weg gebracht worden. So hat die chinesische Reederei Cosco mit dem australischen Solarunternehmen Solar Sailor eine Vereinbarung getroffen, wonach die Australier die Cosco-Frachtschiffe mit Solarpanels ausrüsten sollen.

Die Forschung ist gefordert

Hier soll allerdings nicht gekleckert, sondern geklotzt werden. Den Planungen zufolge sollen an Bord der Schiffe Solarsegel installiert werden, die in etwa so groß sind wie die Flügel eines Jumbo-Jets. Entsprechend größer, so hoffen die Ingenieure, wird die Energieausbeute und damit auch die Treibstoffersparnis sein. Das allerdings vor allem, weil die Solarsegel auch die Kraft des Windes ausnutzen sollen.

Um 20 bis 40 Prozent, so die Planung, werde man durch Ausnutzung der Windkraft den Treibstoffbedarf senken können. Die riesigen Solarzellen sollen allerdings auch hier nur mit fünf Prozent zum Strombedarf des Schiffes beitragen.

Bis große Schiffe tatsächlich vollkommen unabhängig von fossilen Brennstoffen und getrieben nur von Sonnenenergie über die Meere gleiten werden, dürften noch viele Jahre vergehen. Bis dahin sind vor allem die Forscher gefordert. Sie müssen es schaffen, die Effizienz von Solarzellen deutlich zu verbessern, damit es auf See möglich wird, aus überschaubaren Flächen wirtschaftlich nutzbare Energiemengen zu erzeugen.

mak

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