In Pfannen, Outdoorkleidung oder Kochgeschirr Deutschland will »ewige Chemikalien« in der EU verbieten

Sie weisen Wasser und Fett ab und kommen in vielen Alltagsgegenständen vor: Sogenannte PFAS reichern sich jedoch auch in der Umwelt an und können die Gesundheit beeinträchtigen. Die Stoffe zu ersetzen, wird dauern.
Pfanne (Symbolbild): PFAS stehen in Verdacht, krebserregend zu sein

Pfanne (Symbolbild): PFAS stehen in Verdacht, krebserregend zu sein

Foto: Maryna Terletska / Getty Images

Die Bundesregierung will gemeinsam mit Dänemark, den Niederlanden, Norwegen und Schweden rund 10.000 sogenannte PFAS-Chemikalien in der EU verbieten.

Bei der EU-Chemikalienagentur Echa haben die Länder einen Vorschlag eingereicht. Er zielt darauf ab, PFAS-Emissionen in die Umwelt zu verringern und Produkte und Verfahren für die Menschen sicherer zu machen, heißt es in einer Mitteilung von Echa . Ohne eine Beschränkung sei mit negativen Auswirkungen auf die Gesundheit von Menschen und die Umwelt zu rechnen.

»Heute haben wir in der EU einen wichtigen Meilenstein erreicht, um der zunehmenden Umweltbelastung durch eine besonders problematische Gruppe von Chemikalien einen Riegel vorzuschieben«, sagte Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) bei der Vorstellung des Vorschlags. Deutschland werde sich im anstehenden Prozess auf EU-Ebene einbringen.

Teils zu hohe Werte bei Kindern und Jugendlichen

PFAS steht für per- und polyfluorierte Alkylverbindungen. Dabei handelt es sich um eine Gruppe von mehreren Tausend einzelnen Chemikalien, die sich über lange Zeit im Körper und in der Umwelt anreichern. Sie stehen unter anderem im Verdacht, die Funktion der Leber oder Schilddrüse beeinträchtigen und Krebs auslösen zu können.

Bei einer Untersuchung des Umweltbundesamts im vergangenen Jahr  wurden PFAS in teilweise zu hohen Mengen im Blut von Kindern und Jugendlichen gefunden. Bei bis zu einem Viertel der Jugendlichen sei die Konzentration im Körper so hoch gewesen, dass »gesundheitliche Wirkungen nicht mehr mit ausreichender Sicherheit ausgeschlossen werden können«, hieß es.

Verwendet werden die Stoffe zum Beispiel in beschichteten Pfannen, Outdoor-Kleidung oder Kochgeschirr. Auch in Shampoos oder Pizzakartons kommen sie vor. Einmal in der Umwelt werden die chemischen Substanzen kaum abgebaut. Deshalb werden sie auch als »ewige Chemikalien« bezeichnet.

Bis zu einem Verbot kann es Jahre dauern

Laut Echa wäre es eines der umfangreichsten Verbote chemischer Stoffe in Europa überhaupt, sollte der Vorschlag angenommen werden. Unternehmen wären gezwungen, Alternativen für etwa 10.000 PFAS zu finden. Allerdings wird damit gerechnet, dass es Jahre dauern wird, bis ein solches Verbot in Kraft tritt.

Bei der Echa werden die Ausschüsse für Risikobewertung (RAC) und für sozioökonomische Analyse (SEAC) zunächst prüfen, ob ein PFAS-Verbot mit der EU-Verordnung für Chemikalien (Reach) vereinbar ist. Dann wird es eine wissenschaftliche Bewertung und Beratung mit der Industrie geben.

Die Echa erklärte, die beiden Ausschüsse könnten länger als die üblichen zwölf Monate brauchen, um ihre Bewertung abzuschließen. Anschließend entscheiden die Europäische Kommission und die EU-Mitgliedstaaten. Derzeit wird 2025 mit einer Entscheidung gerechnet.

Unternehmen würden dann laut Vorschlagsentwurf zwischen 18 Monaten und zwölf Jahren Zeit bekommen, um je nach Verfügbarkeit alternative Stoffe einzuführen. »In vielen Fällen gibt es derzeit keine solchen Alternativen, und in einigen wird es sie möglicherweise auch nie geben«, erklärten die Länder. Die Unternehmen müssten daher jetzt bereits damit beginnen, Ersatz zu finden.

ani/dpa/Reuters
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