Psychologie Gute Laune erweitert den Blickwinkel
Sie ist nicht nur äußerst angenehm, die gute Laune. Sie hilft sogar bei der Bearbeitung kreativer Aufgaben. Das fanden Psychologen der University of Toronto in einer Studie heraus, die in der Wissenschaftszeitschrift "Proceedings to the National Academy of Sciences" (PNAS) erscheint. Gute Laune fördert alle Denkleistungen, die mit Einfallsreichtum und ungewöhnlichen Sichtweisen zu tun haben schlechte Laune die räumliche Konzentration. So lassen sich die Ergebnisse des Tests schnell zusammenfassen.
Die Forscher um den Psychologen Adam Anderson untersuchten den Zusammenhang zwischen der Stimmung von Menschen und ihrem Informationsverarbeitungs-Verhalten, berichten sie in PNAS. Dazu teilten die Forscher 24 Freiwillige in drei Gruppen ein. Diese wurden durch Musik beziehungsweise Lesen in gute, traurige oder neutrale Stimmung versetzt.
Die erste Gruppe hörte die beschwingten Brandenburgischen Konzerte von Johann Sebastian Bach. Die zweite Gruppe hörte die Musik zum Film "Alexander Newski" des russischen Komponisten Sergej Prokofjew traurig. Die neutrale Gruppe hörte keine Musik, sondern las gesammelte geografische Fakten über Kanada.
Anschließend mussten die Testpersonen ihre Stimmung auf einer Punkteskala beurteilen und zwei Aufgaben bearbeiten. Bei der ersten Aufgabe mussten sie zwei Wörter durch Assoziationen kreativ in Beziehung zueinander bringen. Die zweite war visueller Natur: Sie erforderte Konzentration auf ein Ziel auf dem Bildschirm, während am Rande immer wieder Buchstaben erschienen - und die Probanden ablenken sollten.
Gutgelaunt und kreativ gegen traurig und fokussiert
Das Ergebnis der Studie: Die Laune der Testpersonen war maßgebend für den Erfolg bei der Bewältigung der Aufgaben. Die Gutgelaunten schnitten bei den Kreativ-Aufgaben besser ab als ihre traurigen oder neutralen Kollegen. Positive Stimmung erleichtert Denkaufgaben, die eine ganz allgemeine und umfassende Informationsaufnahme und -verarbeitung erfordern, so ein Ergebnis der Studie. Beim Konzentrations-Test dagegen ließen sich Gutgelaunte eher von den visuellen Störungen ablenken.
Den Grund vermuten die Forscher in der Verbreiterung des Aufmerksamkeits-Spektrums, welche die gute Stimmung auslöst: Sie sind eher bereit, Informationen jenseits ihres derzeitigen Blickwinkels aufzunehmen. Der Wahrnehmungsfilter, der normalerweise Informationen aussortiere, sei entspannter. So sind positiv gelaunte Menschen eher in der Lage, ungewöhnliche und einfallsreiche Verknüpfungen zwischen Wörtern herzustellen. Diese gesteigerte Fähigkeit, abseitige Assoziationen für vertraute Worte zu erzeugen, legten die Forscher als Kreativität aus.
Genau dieser Effekt beeinträchtigte jedoch den Erfolg der gut gelaunten Teilnehmer beim zweiten Test: Da sie sich leichter durch die Störsignale am Rand des Bildschirms ablenken ließen, schnitten sie schlechter ab als die Probanden in trauriger oder neutraler Stimmung. Diese könnten ihre Konzentration in einer Art Tunnelblick so verengen, dass sie sich nicht so sehr ablenken ließen.
ner/ddp