Psychologie Interesse liegt im Auge des Betrachters
Die Reaktion der Pupillen kann verraten, ob Menschen längeren Augenkontakt als angenehm empfinden oder nicht. Wer den Blick von anderen mag, reagiert einer Studie zufolge mit einer stärkeren Weitung der Pupillen.
In Versuchen mit rund 500 Teilnehmern dauerte es durchschnittlich etwa drei Sekunden, ehe die Menschen Unbehagen empfanden, berichten Psychologen um Nicola Binetti vom University College London im Fachblatt "Open Science" der britischen Royal Society.
Augenkontakt gebe es bei den meisten Interaktionen von Tieren, schreibt das Team. Oft signalisiere er Bedrohung, Interesse oder Sympathie.
Nicht zu lange, bitte
Demnach achten auch Menschen bei anderen schon von früher Kindheit an eher auf die Augen als auf andere Teile des Gesichts. Zwar werde ein Blick oft als angenehm empfunden - aber nur solange er nicht zu lange andauere.
In der Studie testeten die Psychologen die Dauer eines als angenehm empfundenen Blickkontakts. Dazu füllten knapp 500 Besucher eines Londoner Museums im Alter von 11 bis 79 Jahren zuerst Fragebögen zu ihrer Persönlichkeit aus.
Dann sahen sie auf einem Bildschirm 40 Clips von männlichen oder weiblichen Schauspielern, die ihnen für eine jeweils unterschiedliche Dauer in die Augen blickten. Per Knopfdruck sollten die Teilnehmer angeben, ob sie diese Zeitspanne als zu lang oder zu kurz empfanden.
Es handelte sich also nicht um natürliche Situationen zwischen zwei realen Personen, sondern um Experimente am Computer, schreiben die Forscher.
Grenze von 3,3 Sekunden
Die Erkenntnisse seien gleichwohl eindeutig: Im Mittel fanden die Probanden eine Zeitspanne von 3,3 Sekunden noch als angenehm. Dies galt relativ unabhängig von Alter, Geschlecht oder bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen der Teilnehmer.
Die Teilnehmer hatten unterschiedliche Vorlieben bezüglich der Blickdauer. Aufschluss darüber gab eine winzige, aber messbare Reaktion der Pupillen: Diese weiteten sich bei jenen Menschen, die längeren Blickkontakt bevorzugten, schneller und stärker. Das zeigte sich in der ersten halben Sekunde, teilweise sogar schon vor Beginn des eigentlichen Blickkontakts - offenbar schon aufgrund der Erwartung.
"Theoretisch könnte man die bevorzugte Blickdauer eines Teilnehmers allein aus der Stärke der Pupillenweitung als Reaktion auf einen Blick vorhersagen, ohne weitere verbale Hinweise", schreibt das Team.
Pupillen weiten sich etwa bei Freude oder sexueller Erregung. Warum Menschen, die gerne länger hinschauen, ihre Pupillen weiten, klärt die Studie aber nicht im Detail.
Die Weitung zeige eine unwillkürliche Reaktionen des autonomen Nervensystems, schreiben die Forscher. Sie sei ein Hinweis auf körperliche Erregung und decke sich mit anderen Veränderungen etwa von Puls und Hautwiderstand.