Psychologische Studie Warum US-Einwanderer zu Fast Food greifen

Extragroßer Burger: Immigranten passen in den USA ihre Essgewohnheiten an
Foto: TOSHIYUKI AIZAWA/ REUTERSMaya Guendelman erinnert sich noch gut an die Lunchpakete, die ihre aus Chile stammende Mutter ihr für die Schule vorbereitet hat - gesunde Mahlzeiten, die sie als Kind jedoch häufig störten. Sie habe sich immer wieder weniger ungewöhnliches Essen gewünscht, meint die Psychologie-Studentin. Ihre Kindheitserinnerungen konnte sie jetzt in einer Studie einbringen, die sie zusammen mit Sapna Cheryan von der University of Washington und Benoit Monin von der Stanford University durchgeführt hat.
Ihre These: Einwanderer greifen zu landestypischem Essen, damit sie sich besser integriert fühlen. Wie die Forscher in der Juni-Ausgabe des Fachmagazins "Psychological Science" berichten, haben sie zuerst Studenten befragt, ob sie sich an peinliche Essenserlebnisse aus ihrer Kindheit erinnern. 68 Prozent der asiatischstämmigen Studenten berichteten von solchen Situationen in Gegenwart anderer US-Kinder - wegen des Essens mit Stäbchen etwa. Unter den Studenten ohne Migrationshintergrund hatten dagegen nur 27 Prozent peinliche Essenserinnerungen.
Mit 53 Teilnehmern testeten sie ihre Hypothese. Dazu bildeten die Forscher zwei Versuchsgruppen. Die eine Gruppe sollte einfach ihr Lieblingsessen notieren - hier wählten nur 25 Prozent der Probanden mit Wurzeln in Asien eine typisch amerikanische Mahlzeit. Die andere Gruppe musste sich vorher der Frage stellen, ob sie Englisch sprechen. Anschließend gaben 75 Prozent an, sie würden Hamburger oder ähnliche US-Gerichte am meisten schätzen. Bei den weißen Studienteilnehmern beeinflusste die Frage nach den Sprachkenntnissen nicht, welches Lieblingsessen sie angaben.
Ein zweites Experiment zeigte ein ähnliches Ergebnis. Hier wiesen die Forscher gezielt darauf hin, dass man ein Amerikaner sein müsse, um an der Studie teilzunehmen. Im Anschluss griffen die asiatischstämmigen Probanden deutlich öfter zu Käsesandwiches und Hot Dogs statt zu Reisnudeln oder Sushi.
Die Forscher werten das als Hinweis, dass Fast Food von Einwanderern nicht nur gegessen wird, weil es billig und überall zu kaufen ist, sondern dass der Verzehr auch als Mittel der Integration gesehen wird.
Gesund ist das allerdings nicht: Fast Food ist oft reich an gesättigten Fettsäuren und hat vergleichsweise viele Kalorien. Die Vorliebe für das ungesunde Essen zeigt sich daher schnell. Kinder von Einwanderern, die seit 15 Jahren in den USA leben, haben nach Angaben der Forscher bereits vergleichbare Gewichtsprobleme wie US-Kinder. Ein Drittel der jungen US-Amerikaner gilt als übergewichtig oder sogar fettleibig.