Quälendes Nervenleiden Kribbeln in den Beinen ist eine Erbkrankheit

Es ist wie ein Ameisenhaufen: Ein chronisches Ziehen und Kribbeln in den Beinen raubt Millionen Deutschen den Schlaf. Eine Studie belegt jetzt, dass das sogenannte Restless-Legs-Syndrom erblich ist. Doch welche Umwelteinflüsse sind mitverantwortlich für das Nervenleiden?
Nachts auf den Beinen: Für RLS-Geplagte eine schwere Last

Nachts auf den Beinen: Für RLS-Geplagte eine schwere Last

Foto: DDP

Oft kommt es zusammen mit der Müdigkeit am Abend. Dann zuckt, kribbelt oder zieht es in den Beinen - und der Zwang, die Beine zu bewegen oder die Beinmuskeln zu strecken, lässt einen nicht mehr los. Restless-Legs-Syndrom (RLS) heißt die neurologische Erkrankung, bei dem jene quälenden Missempfindungen der Beine die Betroffenen nicht mehr zur Ruhe kommen lassen.

Oft können RLS-Geplagte deshalb nachts nicht mehr schlafen, manche sind tagsüber depressiv, abgespannt und gereizt. Allein in Deutschland leiden bis zu zehn Prozent der Bevölkerung an dem nur schwer oder gar nicht zu unterdrückenden Bewegungsdrang in den Beinen. Die chronische Störung gilt auch als eine der häufigsten Ursachen für Schlafstörungen, denn das unangenehme Gefühl in den Beinen kommt beim Setzen oder Hinlegen und verschlimmert sich vor allem abends und nachts - und lässt häufig erst nach, wenn man aufsteht und herumgeht.

Die Ursache, so die bisherigen Erkenntnisse der Wissenschaftler, ist eine Störung des Dopamin-Stoffwechsels, denn Medikamente, die die Zufuhr des Hirnbotenstoffs verbessern, können die Zappelbeine zur Ruhe bringen. Schon länger vermuten Forscher, dass RLS erblich bedingt sein könnte. Wissenschaftler hatten bereits drei genetische Varianten entdeckt, die mit hoher Wahrscheinlichkeit zur Entstehung von RLS beitragen. Aktuelle Untersuchungen eines kanadischen Forscherteams, die im Fachmagazin "Archives of Neurology"  veröffentlicht wurden, belegen jetzt: RLS wird vererbt.

Eisenmangel und Arthritis begünstigen wohl die Krankheit

Nach einer Studie mit 671 Personen steht für die Forscher um Lan Xiong vom University of Montreal Hospital Centre fest: Das Syndrom der unruhigen Beine ist eine der wenigen neurologischen Erkrankungen, die gehäuft innerhalb von Familien auftritt. Bei 77 Prozent der Probanden waren auch Familienmitglieder von der Krankheit betroffen. Besonders Geschwister der Leidtragenden haben ein mehr als drei Mal höheres Risiko zu erkranken. Kinder, deren Eltern an RLS leiden, sind einem doppelt so hohen Erkrankungsrisiko ausgesetzt.

"Die von uns untersuchten Personen erkrankten im Schnitt im Alter von 28 Jahren", berichtet Xiong. Einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten der Krankheit unter Frauen und vorherigen Schwangerschaften konnten die Forscher ebenfalls feststellen. Ebenso könnten Eisenmangel und eine Vorerkrankung mit Arthritis eine Rolle bei der Entstehung spielen.

Nach Ansicht der Wissenschaftler ist eine Kombination von genetischen Faktoren und Umwelteinflüssen für das mit auffallender Häufigkeit innerhalb von Familien auftretende Syndrom der unruhigen Beine verantwortlich. Eine groß und langfristig angelegte Studie soll nun besonderes Augenmerk auf umweltbedingte Risikofaktoren legen. Das könnte eine genauere Darstellung und Bewertung der Krankheit erlauben, sagt Xiong.

cib/ddp

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