Erste Hilfe für den Planeten Fünf Maßnahmen, die den CO2-Ausstoß schnell reduzieren

Der Welt bleibt beim Klimaschutz kaum Zeit für die große Transformation. Dabei gibt es Maßnahmen, die schnell viel bringen: Fünf Ideen für den Kampf gegen die Erderhitzung.
Ideen für einen "Quick Fix" dürften allerdings nicht dazu verleiten, sich bei der Reduktion der CO2-Emissionen zurückzuhalten, warnt ein Verbund von Staaten und Unternehmen

Ideen für einen "Quick Fix" dürften allerdings nicht dazu verleiten, sich bei der Reduktion der CO2-Emissionen zurückzuhalten, warnt ein Verbund von Staaten und Unternehmen

Foto: Charlie Chesvick/ Getty Images

Die effektivste Art, um das Klima zu schützen, ist das Aus für Kohlekraftwerke. Alles andere, worüber auch die Große Koalition momentan debattiert, kostet viel Zeit und viel Geld: Umstellung auf E-Autos, bessere Dämmung in Gebäuden, weniger Fleischkonsum, die Aufforstung von Wäldern. Doch um die globalen Klimaziele zu erreichen, müssen die weltweiten Emissionen laut Uno-Klimarat  zwischen 2010 und 2030 um 45 Prozent sinken.

Klimaschutz muss also schnell gehen, warnen Wissenschaftler. Tatsächlich gibt es Ideen, wie die Emissionen relativ rasch und erst einmal mit einfachen Maßnahmen sinken könnten.

1. Verringerung der Methanemissionen aus der Gas- und Ölindustrie

Methan ist ein Klimagas, das auf kurze Sicht etwa 80-mal so stark zur Erderhitzung beiträgt wie CO2. Ein Viertel der jetzigen Erwärmung geht auf Methanemissionen  zurück, die von Menschen verursacht werden. Dabei könnte die Industrie "die Hälfte dieser Emissionen ohne höhere Kosten einsparen", sagt Fatih Birol, Chef der Internationalen Energieagentur (EIA). Langfristig sei das so gut fürs Klima wie "die Hälfte aller derzeit weltweit fahrenden Autos von Abgasen zu befreien."

2. Ruß und andere Schadstoffe bekämpfen

Der Austausch von Holz- und Kohleöfen vor allem in Entwicklungsländern zugunsten von effizienten Öfen auf Basis von Holzpellets, Biomasse oder Kohlebriketts würde die Luft säubern, Krankheiten verringern und die Erwärmung bremsen. Die Clean Air Coalition  aus Staaten und Unternehmen im Verbund mit der Uno-Umweltbehörde Unep wirbt für "16 kosteneffiziente Maßnahmen", um "kurzlebige Klima-Verschmutzer" (SLCP) zu bekämpfen. Dazu gehören unter anderem auch effizientere Industrieöfen, Filter für Dieselfahrzeuge, weniger Methan aus der Landwirtschaft, etwa aus Reisfeldern und Dünger oder bessere Müll- und Abwasserregeln. Die vollständige Umsetzung könne "bis 2030 bis zu 0,5 Grad Erwärmung verhindern", erklärt die Initiative.

3. Bessere Kühlmittel gegen die Erhitzung

Fluorkohlenwasserstoffe (FKW) galten lange als Ersatz für die Ozonkiller FCKW, die im Montrealer Protokoll 1987 verboten wurden. FKW schonen die Ozonschicht, heizen allerdings die Atmosphäre stark auf. Anfang 2019 trat das Kigali Amendment  zum Montreal Protokoll in Kraft, mit dem auch FKW über die nächsten 30 Jahre zu 80 Prozent ersetzt werden sollen. Wenn das gelingt, bleibt der Atmosphäre bis 2100 eine Erwärmung um 0,4 Grad Celsius erspart.

4. Lieber nass als heiß

Weltweit speichern große Moorgebiete riesige Mengen Kohlenstoff. Torfböden bedecken nur drei Prozent der Landfläche, speichern aber doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder, die 30 Prozent der Fläche bedecken. Die größten Sumpfgebiete befinden sich in Indonesien, dem Kongobecken, aber auch im Permafrostboden Russlands und in Europa. Werden sie trockengelegt oder gar angezündet, entweicht sehr viel Klimagas. Nach Schätzungen der Global Peatland Initiative unter Leitung der Uno können diese Emissionen bis zu fünf Prozent der weltweiten CO2-Emissionen ausmachen. Werden die Moore wieder vernässt, endet auch die Bedrohung für das Weltklima.

5. Weniger Staatshilfen für Fossile

Den größten Beitrag zum Klimaschutz könnten die Staaten der Welt leisten - einfach indem sie weniger Geld ausgeben. Denn weltweit gewähren die Regierungen insgesamt 5,2 Billionen Dollar jährlich an direkten und indirekten Subventionen für fossile Brennstoffe, hat der Weltwährungsfonds errechnet . 85 Prozent der Staatshilfen gehen an die Industrien für Öl und Kohle. Würden diese Steuergelder nicht ausgegeben, um das Klima zu ruinieren, läge der globale CO2-Ausstoß um 28 Prozent niedriger, die Staaten hätten 3,8 Prozent mehr Geld zur Verfügung und es gäbe erheblich weniger verlorene Lebensjahre durch Luftverschmutzung, konstatiert der Währungsfonds.

Alle diese Ideen für einen "Quick Fix" dürften allerdings nicht dazu verleiten, sich bei der Reduktion der CO2-Emissionen zurückzuhalten, warnt die Clean Air Coalition: "Die Umsetzung von Maßnahmen, um kurzlebige Klimaverschmutzer zu kontrollieren, kauft uns keine Zeit beim Kampf gegen die CO2-Emissionen", warnen sie.

Auch Wissenschaftler sehen die Gefahr, dass die Konzentration auf schnell wirksame Maßnahmen von den großen Weichenstellungen ablenken könnte, die für echten Klimaschutz nötig wären. "Maßnahmen gegen kurzfristige Klimaverschmutzung müssen eine Ergänzung und kein Ersatz für frühe und entschlossene CO2-Reduktion sein", schrieb  eine Gruppe von Klimawissenschafltern. "Frühzeitiges Handeln bei SLCPs erlaubt nicht mehr Zeit bei der Verringerung der Emissionen."

Mehr lesen über

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren