

Jerusalem - Das Israel-Museum in Jerusalem hat am Montag nach eigenen Angaben fünf Fragmente der berühmten Qumran-Rollen ins Internet gestellt. Die ältesten handschriftlichen Bibeltexte sollen so der Öffentlichkeit online zugänglich gemacht werden. Das Projekt wurde von der israelischen Altertumsbehörde in Zusammenarbeit mit dem Internetkonzern Google entwickelt.
Auf der Website sind Bilder der Texte in hoher Auflösung sowie kurze Erklärungsvideos und Hintergrundinformationen zu finden. Die Rollen gehörten zu den "wichtigsten Eckpfeilern des monotheistischen Welterbes", sagte Museumsdirektor James Snyder. Die Digitalisierung soll bislang verdeckte Schriftzeichen sichtbar machen.
Ein jugendlicher Beduinenhirte hatte 1947 in einer Höhle nahe der Ruinenstätte Qumran am Toten Meer durch Zufall die ersten antiken Manuskripte in einem Tonkrug entdeckt. Die Schatzsuche ging weiter. Bis 1956 kamen aus insgesamt elf Höhlen 30.000 Fragmente von 900 Schriftrollen ans Licht. Die älteste stammt aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. und die jüngste vom Ende des 1. Jahrhunderts. Bei den sogenannten Qumran-Rollen handelt es sich um einen der wichtigsten archäologischen Funde des 20. Jahrhunderts.
Neue Technologie für die Entzifferung
Viele der Schriftfragmente können bisher weder den einzelnen Fundhöhlen noch bestimmten Dokumenten zugeordnet werden. Nur einige guterhaltene Rollen können digitalisiert werden. Nach Einschätzung der Berliner Bundesanstalt für Materialforschung (BAM) erlaubt aber eine neue Technologie künftig eine eindeutige Zuordnung weiterer Schriftfragmente.
Wissenschaftler der BAM sind sicher, dass sie den rund 2000 Jahre alten Schriftrollen von Qumran weitere Geheimnisse entlocken können. "Wir können sehen, ob Einzelfundstücke identische Materialeigenschaften aufweisen", sagt Behördensprecherin Ulrike Rockland. "Wenn das zutrifft, gehören sie auch zusammen. Diese Sicherheit ist neu."
Bisher versuchten Forscher, das archäologische Riesenpuzzle über seinen Inhalt zusammenzusetzen - was in so manchem Deutungsstreit endete. Ein internationales Wissenschaftlerteam setzte sich deshalb das Ziel, eine eindeutige Zuordnung mit Hilfe moderner Technik zu ermöglichen. Das sei nun geglückt, sagt Rockland. Die Materialeigenschaften der Fundstücke sollen entscheidende Informationen liefern, um Tausende Fragmente zusammenzusetzen.
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Alte Schrift: Ein Fragment der Psalmen-Schriftrolle aus dem Qumran-Fund. Sie wurde 1956 in der sogenannten Höhle 11 bei Qumran am Toten Meer gefunden und 1961 erstmals entrollt. Das Fragment ist 18 mal 71,5 Zentimeter lang.
Röntgenfluoreszenzanalyse: Ein Physiker am Helmholtz-Zentrum für Materialien und Energie in Berlin untersucht ein Qumran-Fragment.
Fragment: Die auch als Schriftrollen vom Toten Meer bekannten Dokumente bestehen aus vielen tausend Teilen Leder, Pergament und Blech.
Komplizierte Entzifferung: Digitale Versionen sollen es ermöglichen, die Bruchstücke der Qumran-Rollen in unterschiedlichen Kombinationen zusammenzufügen und sie so lesbar zu machen.
Ausstellungsstück: Die berühmte Tempelrolle von Qumran war in schwachem Licht in der Ausstellung "Die neuen Hebräer - 100 Jahre Kunst in Israel" 2005 in Berlin ausgestellt.
2100 Jahre alte Schrift: Ein Fragment der Exodus-Schriftrolle aus dem Qumran-Fund, das die Kapitel 6:25 bis 7:19 der Bibel enthält.
Tempelrolle: Um die Qumran-Schriftrollen zu kopieren, wurde eine Kamera konstruiert, die verschiedene Wellenlängen nutzt, um bisher eventuell verdeckte Schriftzeichen sichtbar zu machen. Das Ergebnis soll bald im Internet zu sehen sein.
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