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Bevölkerung: Rückgang in Japan, Wachstum in armen Ländern

Foto: Junji Kurokawa/ AP

Regierungsprognose Japan verliert bis 2060 ein Drittel seiner Bevölkerung

Japans Bevölkerung wird in den kommenden Jahren massiv schrumpfen und rasant altern - das besagt eine Schätzung der Regierung in Tokio. Bis zum Jahr 2060 werde das Land fast ein Drittel seiner Einwohnerzahl verlieren. Die Sozialsysteme geraten schon jetzt unter Druck.

Die Weltbevölkerung hat erst vor kurzem die Schwelle zur siebten Milliarde überschritten und wächst weiterhin rasant. Doch längst nicht alle Regionen müssen mit immer mehr Menschen fertig werden: In vielen Ländern schrumpft die Bevölkerung schon jetzt, und manche Staaten müssen sich in Zukunft gar auf einen massiven Rückgang der Einwohnerzahlen einstellen.

Wie heftig er ausfallen kann, wird jetzt am Beispiel von Japan deutlich. Das Land liegt mit seiner Bevölkerung von 128 Millionen Einwohnern derzeit auf dem zehnten Rang weltweit. In den kommenden 50 Jahren aber wird Japan ein Drittel seiner Bevölkerung verlieren, schätzt das Gesundheits- und Sozialministerium in Tokio. Laut den am Montag veröffentlichten Zahlen werde die Bevölkerungszahl auf 87 Millionen im Jahr 2060 sinken. Der Anteil der über 65 Jahre alten Japaner an der Gesamtbevölkerung werde sich bis dahin auf 40 Prozent fast verdoppeln.

Der Anteil der erwerbsfähigen Bevölkerung im Alter von 15 bis 64 Jahre geht der Prognose zufolge auf etwa die Hälfte der Bevölkerung zurück. Das bedeutet, dass immer weniger junge Menschen immer mehr Lasten zur Aufrechterhaltung der sozialen Sicherungssysteme schultern müssen. Ein Ende dieses Trends ist nicht abzusehen: Durch eine geringe Geburtenrate und eine hohe Lebenserwartung altert kaum eine industrialisierte Gesellschaft so schnell wie die japanische.

Sozialsysteme unter Druck

Die wirtschaftlichen Folgen spüren die Japaner schon heute: Premierminister Yoshihiko Noda hat angekündigt, die Mehrwertsteuer, die derzeit bei fünf Prozent liegt, bis Oktober 2015 zu verdoppeln, um die Sozialausgaben zu decken. Sie steigen derzeit um rund zehn Milliarden Euro pro Jahr und verursachen so gewaltige Probleme angesichts der Tatsache, dass Japans Verschuldung mehr als das Doppelte seiner jährlichen Wirtschaftsleistung beträgt.

Laut der Projektion des Gesundheits- und Sozialministeriums wird die Bevölkerungszahl bis 2048 unter die 100-Millionen-Grenze rutschen und bis 2060 um weitere 13 Millionen abnehmen. Die Zahl der Einwohner unter 15 Jahren werde sich bis dahin mehr als halbieren und nur noch knapp acht Millionen betragen. Die Zahl der Menschen über 65 Jahre werde dagegen um 18 Prozent auf fast 35 Millionen wachsen und dann fast 40 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen. Im Jahr 2010 waren es nur 23 Prozent.

Das liegt zum einen an der niedrigen Geburtenrate, die laut der Prognose des Ministeriums sogar noch weiter fallen wird - von 1,39 Kindern pro Paar im Jahr 2010 auf 1,35 im Jahr 2060. Um die Bevölkerungszahl stabil zu halten, wäre eine Geburtenrate von 2,08 notwendig, im weltweiten Durchschnitt liegt sie bei 2,5 Kindern pro Paar. Der zweite Grund für die schnelle Alterung der japanischen Gesellschaft ist die stetig wachsende Lebenserwartung. Sie wird laut der Prognose bis zum Jahr 2060 um mehr als vier Jahre steigen. Ein Mann wird dann im Durchschnitt über 84 Jahre alt werden, eine Frau sogar fast 91 Jahre.

Allerdings steht Japan mit dieser Entwicklung bei weitem nicht allein. Ähnliche Trends sind in diversen reichen Ländern zu beobachten. Auch Deutschlands Bevölkerung schrumpft und vergreist.

mbe/dapd/Reuters
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