Rückschlag Tests mit Anti-Aids-Gel abgebrochen
Es ist ein schwerer Rückschlag: Auf die Substanz Zellulosesulfat hatten Menschen in HIV-Risikogebieten ebensoviel Hoffnung gesetzt wie die Forschergemeinde. Das Mikrobizid sollte - in Form einer Vaginalcreme - Frauen vor einer Infektion mit HIV schützen. Doch das Mittel hat versagt: Bei Tests in Benin, Indien, Südafrika und Uganda zeigte sich, dass sich mehr Frauen ansteckten, wenn sie das Gel benutzten als ohne. Die Versuche wurden von der verantwortlichen Forschungsorganisation Conrad sofort abgebrochen ebenso wie eine zweite Studie mit demselben Medikament in Nigeria.
"Das ist ein enttäuschender und unerwarteter Rückschlag bei der Suche nach einem sicheren und effektiven Mikrobizid", heißt es auf der Seite der WHO . Die Substanzen sind für die Forschung deshalb so wichtig, weil Frauen sich selbstständig vor einer Infektion schützen könnten. Ihre schlechte soziale Stellung verhindert oft, dass sie sich gegen ungeschützten Sex zur Wehr setzen können. Denn Männer erklären sich nur selten bereit, Kondome zu benutzen.
Weltweit gibt es derzeit drei weitere Mikrobizide, die Wissenschaftler untersuchen. Über das Mittel "Carraguard", das derzeit in Südafrika getestet wird, sollen schon Ende 2007 abschließende Ergebnisse vorliegen. Ob "BufferGel" wirksam ist, soll 2008 feststehen, und für "Pro2000" erwarten Wissenschaftler 2009 Untersuchungsdaten aus Tansania, Uganda und Südafrika.
Die Substanzen sollen verhindern, dass HI-Viren über die Schleimhäute der Geschlechtsorgane in den weiblichen Körper gelangen. Die erhofften Funktionsweisen dahinter: Entweder steigern die Mittel die natürlichen Abwehrmechanismen der Vaginalflora, oder sie blockieren eine Interaktion zwischen Virus und Körperzellen.
Auch das nun aus den Tests genommene Zellulosesulfat besaß einen ähnlichen Wirkmechanismus. Das Präparat befand sich bereits in der dritten Phase der klinischen Studien - diese Untersuchungen sollen zeigen, dass ein Medikament tatsächlich wirkt und daher zugelassen werden kann. Warum sich die Frauen mit dem Wirkstoff im Gel jedoch häufiger infizierten als die Gruppe der Probandinnen, die ein wirkungsloses Scheinpräparat (Placebo) erhielten, sei unklar. "Derzeit gibt es dafür keine Erklärung", heißt bei der WHO.
hei/dpa