Rumänien Vogelgrippe-Quarantäne in Bukarest
Schlamperei in der Provinz, Quarantäne in der Hauptstadt - Polizisten und Soldaten haben in Bukarest Zugangsstraßen zu einem Stadtviertel abgesperrt, während 2500 Vögel vorsorglich getötet wurden.
Mehr noch: Nach der Bestätigung des Vogelgrippe-Virus H5N1 bei mehreren toten Hühnern in der rumänischen Hauptstadt sind über 13.000 Einwohner Bukarests unter Quarantäne gestellt worden. Die Maßnahme gelte für einen Zeitraum von einer bis drei Wochen, sagte der Bürgermeister des südlich gelegenen vierten Bezirks, Adrian Inimaroiu. Alle Geschäfte und Behörden in dem Viertel blieben in dieser Zeit geschlossen. Am Sonntagabend war bereits eine Gegend mit 300 Menschen in den nördlichen Vorstädten von Bukarest unter Quarantäne gestellt worden.
Die Tierseuche wurde offenbar über erkrankte Nutztiere eingeschleppt. Als Ursprung gilt das Dorf Codlea im Kreis Brasov. In diesem Landkreis fanden nicht nur 19 von derzeit 34 bestätigten aktuellen H5N1-Ausbrüche statt. Dort wurde auch geschlampt.
Virus fahrlässig verbreitet
Ein Tierarzt und zwei Besitzer von Geflügelfarmen sind Ende letzter Woche in dem Dorf verhaftet worden. Sie sollen ein massives Vogelsterben nicht gemeldet haben. Fahrlässige Mithilfe zur Verbreitung der Tierseuche lautet daher der Vorwurf der Behörden. Der Chef des nationalen Amts für Tiergesundheit und sein Stellvertreter wurden entlassen.
Seit Ausbruch der Vogelgrippe in Rumänien im Oktober 2005 hat das Land insgesamt 87 Infektionsherde gemeldet. 53 davon galten Ende April als beseitigt, nachdem dort alles Geflügel getötet worden war. In den vergangenen zwei Wochen hatte das Ministerium für Landwirtschaft zwölf neue Ausbrüche bestätigt. In weiteren 27 Fällen bestehe ein Verdacht, der aber noch nicht offiziell bestätigt sei.
Der Virologe Robert Webster vom St. Jude Children's Research Hospital in Hongkong hat unterdessen die Amerikaner darauf hingewiesen, dass das Virus eher durch illegale Importe als durch Zugvögeln nach Nordamerika gelangen werde. Webster, einer der weltweit führenden Vogelgrippe-Forscher, zeigte sich skeptisch, dass der Erreger noch 2006 den Sprung auf den Kontinent schaffen werde. "Vielleicht nicht einmal im kommenden Jahr", sagte er bei einer Konferenz.
Schmuggel größtes Vogelgrippe-Risiko für USA
Die US-Regierung hatte im Frühjahr damit begonnen, auf Wildvogel-Sammelplätzen in Alaska und an der Südspitze Floridas verendete Tiere auf H5N1 zu testen. "Es ist einfach, alles auf Zugvögel zu schieben", sagte Webster, "doch die Hauptverbreiter der Tierseuche waren bisher Menschen." Als Beispiele nannte er Futter-Lastwagen oder gar Veterinäre.
Die Vogelgrippe
Im Laufe der letzten fünf Monate hatten 30 Länder Fälle von H5N1 bei Wildvögeln gemeldet. Bis zum 19. Mai hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf 217 Fälle von H5N1-Infektionen beim Menschen gezählt, von denen 123 tödlich verlaufen sind.
Zuletzt waren auf der indonesischen Insel Sumatra sechs Mitglieder einer Großfamilie nach einer Infektion gestorben. "Nach dem Ergebnis örtlicher DNA-Analysen haben sie das Virus von Geflügel bekommen", sagte die Gesundheitsministerin Siti Fadilah Supari. Eine Bestätigung des WHO-Labors in Hongkong steht aber noch aus.
Die Fälle beim Menschen werden auf intensiven Kontakt mit Nutztieren und mangelnde Hygiene zurückgeführt. Die Krankheit ist nach wie vor eine Tierseuche.
Weniger neue Fälle in Deutschland
In Dänemark war Ende vergangener Woche der erste Fall von H5N1 bei Nutztieren bestätigt worden. Tiere in einer Hinterhofhaltung auf der Insel Fünen waren mit dem Vogelgrippe-Erreger infiziert. Daraufhin stoppten die Behörde alle Geflügelexporte aus der Region. Bislang waren in dem Land nur Wildvögel mit dem Erreger gefunden worden.
In Deutschland geht die Zahl gefundener Wildtiere mit H5N1 weiter zurück. Im Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) auf der Insel Riems wurden im Mai bislang nur vier Kadaver positiv auf das Virus getestet. Der Vogelgrippe-Erreger werde bei Wärme und bei UV-Bestrahlung schneller inaktiv, sagte FLI-Sprecherin Elke Reinking. Allerdings "gibt es keinen Grund zur Entwarnung".
Seit Mitte Februar wurden in Deutschland 341 tote Wildvögel, drei Hauskatzen und ein Steinmarder gefunden, die H5N1 in sich trugen. In Mecklenburg-Vorpommern (194), Bayern (71) und Schleswig-Holstein (31) gab es die meisten Funde. Ein Nutztierbetrieb in Sachsen war ebenfalls betroffen.
stx/AFP/AP/dpa