
Klimamanipulation der Medien Der gefährlichste Mann der Welt


Medienmogul Rupert Murdoch: Betreiber einer gefährlichen Leugnungsmaschinerie
Foto: Mary Altaffer/ APDie Herren kennen sich, so viel steht fest. Es gibt eine Serie von Fotos, aufgenommen in einem St. Petersburger Palast, auf dem beide zu sehen sind, beide grinsend. Der eine noch etwas mehr als der andere, weil er sich selbst gerade etwas sehr Teures schenkt. Wladimir Putin probiert auf dem Foto den diamantbesetzten Super-Bowl-Meisterschaftsring des US-Milliardärs Robert Kraft an. Rupert Murdoch steht in der Mitte zwischen den beiden, und wie so oft, wenn er lächelt, sieht es aus, als überlege er, gleich zuzubeißen.

Die Herren kennen sich: Medienmogul Murdoch (2.v.l.) und Russlands Präsident Putin (2005 in St. Petersburg)
Foto: Alexander Zemlianichenko/ APDas Foto gelangte zu einer gewissen Berühmtheit, weil Putin den wertvollen Ring einfach einsteckte, statt ihn zurückzugeben. Er hat ihn bis heute behalten, was Kraft mittlerweile offenbar akzeptiert hat.
Seltsame Einigkeit
Die Anekdote passt gut in eine Welt, in der sehr reiche und sehr mächtige Männer – es sind immer Männer – ihre eigenen Regeln machen. Eine Welt, in der das zur Realität wird, was der mächtigste im Raum gerade dazu machen will. Egal, ob dabei Gesetze, Regeln, Normen oder einfach Anstand und Höflichkeit verletzt werden. Das haben Putin und Murdoch gemeinsam.
Rupert Murdochs Medien vertreten oft sogar die gleichen Positionen wie die Propagandamaschine des Kreml. In Großbritannien arbeiteten Putin und die News-Corp.-Medien gemeinsam auf den Brexit hin, in den USA kämpften sowohl Fox News als auch Putins Hacker für Donald Trump. Putin lässt seine Geheimdienste und Propagandatruppen alles tun, um den Westen zu spalten und zu destabilisieren, während Murdochs Medien stets das fördern, was der Patriarch für "konservativ" und profitabel hält. Der Gleichklang scheint ihn nicht zu stören.
Trumps Wahrheitsministerium
Fox News ist für Donald Trump das, was die russischen Sender Channel One, Rossyia und NTV für Putin sind: Ohne ihre Propagandasender schwänden die Zustimmungswerte der beiden vermutlich schnell. Das Fernsehen ist noch immer ein zentrales Machtinstrument, trotz Internet.
Fox News erzeugt eine toxische Parallelität, in der alles wahr ist, was Trump behauptet, oder aber die Wahrheit jenseits von parteipolitischer Taktiererei unmöglich herauszufinden ist. Fox News ist Trumps Wahrheitsministerium . In der TV-Serie „The loudest Voice“ mit Russell Crowe als Fox-Chef Roger Ailes kann man sich gerade aufs Widerlichste ansehen, was für Leute Murdochs Medien zu dem gemacht haben, was sie sind.
Tatsächlich zeigt eine 2019 erschienene Studie , dass es signifikante Unterschiede zwischen Republikaner-Wählern gibt, die regelmäßig Fox News sehen, und den übrigen. Bei einer Reihe von Themen vertreten Fox-Republikaner extremere Positionen als der Rest, im Gleichklang mit den Positionen, die der Sender favorisiert: Waffen, Steuern, Rassismus. Fox-Seher sind im Schnitt allerdings auch neun Jahre älter und weniger gebildet. 78 Prozent der Fox-Republikaner halten Trump für den "besten Präsidenten aller Zeiten" .
Die globale Gefahr
Kurz nach der Wahl, die Trump ins Weiße Haus brachte, gaben 40 Prozent seiner Wähler an, Fox News sei ihre Hauptnachrichtenquelle, mehr als irgendein anderes Medium in irgendeiner Wählergruppe erreichte. Es ist viel über Facebooks Mitschuld an Trumps Wahlsieg gesprochen und geschrieben worden – dabei spricht viel dafür , dass Murdochs Propagandasender eine noch wichtigere Rolle gespielt hat.

Fox News und Co.: Das Murdoch-Imperium
Nicht erst seit heute geht von diesen Murdoch-Medien noch eine weit größere Gefahr aus, eine globale nämlich. Auf beiden Seiten des Pazifiks arbeiten seine Sender und Blätter aktiv daran , jede ernst zu nehmende Klimapolitik im Keim zu ersticken.
Desinformation im Angesicht der Feuerkatastrophe
Die News-Corp.-Medien gehören seit Jahrzehnten zu den hartnäckigsten Vertretern der Strategie "Zweifel am menschengemachten Klimawandel säen". Noch im Angesicht der gigantischen Buschbrände in Australien nach Jahren extremer Dürre und Hitze schicken die News-Corp.-Blätter dort Kommentatoren vor , die die Schuld auf Brandstifter oder "die Grünen" schieben – im Pingpong-Verfahren mit Fox News .
Scott Morrison, der australische Premierminister, der bis vor Kurzem noch den Zusammenhang zwischen Klimaveränderung und Buschbränden abzustreiten versucht hat und den Ausbau der Kohleförderung in seinem Land ungebremst vorantreibt, verdankt Murdoch so viel wie Donald Trump und Boris Johnson. Es gibt ernst zu nehmende Stimmen, darunter zwei ehemalige Premierminister, die die Meinung vertreten, dass Murdoch persönlich darüber bestimmt , wer in seinem Geburtsland die Regierungsgeschäfte führt.
In der Welt von Murdoch, Trump und Morrison ist die menschengemachte Klimakrise immer noch eine Glaubensfrage, eine politische Position unter vielen, ein Hindernis auf dem Weg zu noch mehr Macht und noch mehr Geld – das Privatvermögen des 88-jährigen Murdoch wird auf sieben bis acht Milliarden Dollar geschätzt . Angeblich teilt auch Murdochs Sohn und designierter Thronfolger Lachlan diese Sichtweise, während Rupert selbst sie öffentlich abstreitet .
Physik interessiert sich nicht für Propaganda
Die Methode mit der Parallelrealität funktioniert aber nur noch begrenzt, wenn gigantische Flächen in Flammen stehen und selbst Bewohner weit entfernter Städte Qualm und Ruß atmen müssen. "Mr. Morrison mag in Murdochs Presse eine gewaltige Propagandamaschine und gleichzeitig keine Opposition haben, aber seine moralische Autorität schwindet von Stunde zu Stunde weiter", schrieb der australische Schriftsteller Richard Flanagan kürzlich in der "New York Times" .
Moralische Autorität hatte Rupert Murdoch noch nie, aber die brutalen Fakten der heraufziehenden Klimakatastrophe führen mittlerweile dazu, dass auch News-Corp.-Mitarbeiter und selbst Mitglieder des Murdoch-Clans sich öffentlich angewidert über die Leugnungsmaschinerie äußern .
Der eigene Sohn wendet sich ab
Ruperts Sohn James und dessen Frau Kathryn ließen diese Woche über einen Sprecher mitteilen , ihre "Ansichten zum Thema Klimawandel und ihre Frustration über Teile der Berichterstattung von News Corp. und Fox" seien ja wohlbekannt. Das US-Magazin "The Daily Beast" zitierte einen ungenannten News-Corp.-Manager mit den Worten: "Die Mehrheit der Leute, die hier arbeiten, sind der gleichen Meinung wie James. Wir hoffen, dass das hier der Punkt ist, an dem die Sache kippt."
Dem Rest der Menschheit ist zu wünschen, dass er recht behält. Murdoch ist derzeit der gefährlichste Mann der Welt.