Russland Erstmals Menschen mit Vogelgrippevirus vom Typ H5N8 infiziert

Ausbruch der Vogelgrippe in einem Zuchtbetrieb in Spanien
Foto: Laurent Dominique / EPA-EFE / A2609 / dpaIn Russland ist erstmals ein bestimmter Erreger der Vogelgrippe auf Menschen übergesprungen. Sieben Arbeiter in einem Geflügel-Mastbetrieb im Süden Russlands hätten sich im Dezember mit dem Virus H5N8 angesteckt, erklärte die Chefin der Verbraucherschutzbehörde, Anna Popova, dem Fernsehsender Rossija 24.
Vor mehreren Tagen habe man die Weltgesundheitsorganisation WHO über den Fall informiert. »Wir wollten uns unserer Ergebnisse erst absolut sicher sein«, sagte Popova.
Die erkrankten Arbeiter seien wohlauf und hätten allesamt milde Krankheitsverläufe erlebt. Genauere Angaben wurden aber nicht gemacht. Außerdem liegen bisher noch keine wissenschaftlichen Daten vor, die die Angaben bestätigen würden.
Die wichtigste Nachricht aus Russland: Laut der Verbraucherschutzbehörde gebe es bislang keine Hinweise auf eine Übertragung des Virus von Mensch zu Mensch. Eine Pandemie, wie die Welt sie mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 erlebt, scheint damit erst einmal keine Gefahr zu sein.
Erneute Gefahr durch Mutationen
Allerdings schränkte Popova ein, dass nur die Zeit zeigen werde, wie schnell zukünftige Mutationen dem Virus erlauben werden, diese Barriere zu überwinden. Die Entdeckung gebe aber der ganzen Welt Zeit, sich auf mögliche Mutationen vorzubereiten und rechtzeitig zu reagieren, um Testsysteme und Impfstoffe zu entwickeln. Das russische Vector-Institut gab bekannt, es werde mit der Entwicklung von Tests am Menschen und einem Impfstoff gegen H5N8 beginnen.
Die auch als Geflügelpest bezeichnete Vogelgrippe H5N8 tritt bei Wildvögeln und immer wieder in Geflügelbetrieben auf. Auch in Deutschland wurde sie in der Vergangenheit häufiger nachgewiesen, so Ende vergangenen Jahres bei mehreren Wildvögeln in Norddeutschland. Das Virus ist für die Vögel in der Regel tödlich, eine Gefahr für den Menschen wurde bisher nicht angenommen.
Der letzte große Ausbruch der Geflügelpest in Deutschland und anderen europäischen Staaten hatte sich im Winter 2016/17 ereignet. In der Bundesrepublik wurden Hunderttausende Tiere auf Geflügelfarmen gekeult, um das Geschehen einzudämmen.
Bislang waren nur Infektionen mit dem Vogelgrippevirus H5N1 bei Menschen bekannt. Das Virus trat erstmals in Südostasien auf und verbreitete sich 2004 in viele Teile der Welt. Nicht nur Wild- und Zuchtgeflügel steckte sich an, immer wieder auch Menschen. Die meisten hatten zuvor engen Kontakt mit den Tieren. Nach bisherigen Erfahrungen scheint es nur bei engem Kontakt mit erkrankten oder verendeten Vögeln sowie deren Produkten oder Ausscheidungen zur Übertragung der Viren vom Tier auf den Menschen zu kommen, schreibt das Robert Koch-Institut.
In Deutschland bislang keine Vogelgrippe-Fälle bei Menschen
Laut der Behörde erkrankten bislang rund 850 Menschen an H5N1, rund 450 davon starben. Die Krankheit zeigt typische Symptome wie bei einer Influenza: hohes Fieber, Husten, Atemnot oder Halsschmerzen. Fachleute hatten bei H5N1 zudem schon vor Jahren eine Pandemie befürchtet. Sie blieb allerdings aus – das Virus veränderte sich bisher nicht so, dass es von Mensch zu Mensch übertragen werden konnte.
H5N1 wie auch H5N8 und weitere Subtypen gehören zu den sogenannten aviären Influenzaviren. Diese Influenza-Erkrankungen kursieren bei Vögeln, manche wie H5N1 oder H7N9 können auch beim Menschen Infektionen auslösen. In Deutschland sind bislang aber keine Fälle bei Menschen nachgewiesen.
Die Variante H5N8, mit der sich nun in Russland Menschen angesteckt haben, kursiert seit 2010 kontinuierlich in Asien. Wissenschaftlich dokumentiert ist bereits ein Ausbruch in Geflügelfarmen in Irland in den Achtzigerjahren. Forscher hatten 2016 nach Genomsequenzierung darauf hingewiesen, dass diese Viren wohl Vogelviren bleiben, ohne ein spezifisches erhöhtes Risiko für den Menschen darzustellen. Laut einer Bewertung des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten wurde das Risiko in Europa als sehr gering eingestuft. Völlig ausgeschlossen wurde es aber auch damals nicht. Deshalb empfiehlt die Behörde, dass Menschen, die Kontakt mit infizierten Tieren hatten, zehn Tage lang auf Krankheitssymptome achten.