Studie Forscher belegen Einfluss des Mondes auf den Schlaf

Wer bei Vollmond unter Schlaflosigkeit leidet, muss nicht besonders lichtempfindlich sein. Forscher haben nachgewiesen, dass der Mondzyklus die Nachtruhe messbar beeinflusst.
Taktgeber: Wie wirkt der Mond auf den Menschen? (Archivbild)

Taktgeber: Wie wirkt der Mond auf den Menschen? (Archivbild)

Foto: ARIS MESSINIS/ AFP

Nun ist wissenschaftlich belegt, was viele Menschen aus der eigenen Erfahrung kennen: Wenn der Mond immer weiter zunimmt, sinkt die Schlafqualität. Schweizer Wissenschaftlern ist es gelungen, diesen Zusammenhang in einer Studie zu belegen, wie sie im Fachmagazin "Current Biology"  berichten.

Die Forscher um den Baseler Chronobiologen Christian Cajochen werteten Daten früherer Studien noch einmal in Bezug auf den Mondzyklus aus. In die Analyse flossen Informationen von 17 jungen Erwachsenen und 16 älteren Menschen ein, die mehrmals im Schlaflabor übernachtet hatten. Dabei wurden ihre Hirnströme aufgezeichnet, ebenso wie die Bewegung der Augen und die Ausschüttung bestimmter Hormone - darunter Melatonin, das eine wichtige Rolle bei der Steuerung des Tag-Nacht-Rhythmus übernimmt.

20 Minuten weniger

Um die innere Uhr der Teilnehmer nicht zu verwirren, schliefen sie im Labor zu ähnlichen Zeiten wie zu Hause. Die Bedingungen waren für alle gleich: kaum Licht, eine Temperatur von 21 Grad Celsius, kleine Snacks und Trinkwasser nach Bedarf. Vor allem aber bekamen die Testschläfer weder Hinweise auf die Uhrzeit noch auf die aktuelle Mondphase.

Dafür spiegelten die Elektroenzephalogramme (EEG) umso deutlicher den Takt des Erdtrabanten wider. Bei Vollmond fanden sich in den Hirnströmen 30 Prozent weniger Delta-Wellen, die als Anzeichen für Tiefschlaf gelten. Die Teilnehmer brauchten zudem im Schnitt fünf Minuten länger, um einzuschlafen. Unterm Strich verkürzte sich ihre Nachtruhe um ganze 20 Minuten.

Die Teilnehmer selbst bewerteten ihren Schlaf in diesen Phasen auch subjektiv als schlechter. Zudem sanken die Hormonwerte: Nur noch etwa halb so viel Melatonin wurde bei Vollmond ausgeschüttet, also geriet wohl die innere Uhr auch insgesamt ein wenig durcheinander.

Mond-Zyklus als Erbe aus früheren Zeiten

"Im Gegensatz zum Tag-Nacht-Rhythmus sind Mond-Rhythmen nicht so offensichtlich und schwieriger zu dokumentieren - aber sie existieren", folgern die Forscher um Cajochen aus den Resultaten. Bislang ließ sich der Einfluss des Erdtrabanten bereits bei Meerestieren nachweisen. So bewegt sich auch Plankton in der stockdunklen Tiefsee den Mondphasen folgend auf und ab.

Noch rätseln die Wissenschaftler, was hinter dem messbaren Einfluss des Mondes auf den Menschen steckt. Christian Cajochen vermutet, der Rhythmus könnte ein Relikt aus früheren Zeiten sein, als der Mond noch wichtiger Taktgeber für das Zusammenleben gewesen sei. Doch auch das erklärt noch nicht, wie genau der Erdtrabant auf den Körper wirkt.

Die Gravitation schließen die Forscher jedenfalls aus. Die Gezeitenwirkung sei zwar in Ozeanen deutlich, erstrecke sich aber nicht auf kleinere Gewässer - von den Wassermengen in einem menschlichen Körper ganz zu schweigen.

che
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