Schulbeginn Wer später lernt, ist besser drauf

Pünktlich um halb acht schellt die Schulklingel - viel zu früh, wie US-Forscher finden. Sie haben nachgewiesen, dass Schüler von einem späteren Unterrichtsbeginn klar profitieren können.

Wer später in den Tag starten kann, lebt besser - und manchmal auch länger. Zu diesem Fazit kommen Schlafforscher aus den USA, die sich mit rund 10.000 jugendlichen Schülern im US-Bundesstaat Kansas beschäftigt haben. Mit Fragebögen hatten sie bei Sechst- bis Zwölftklässlern untersucht, wie sich eine Verschiebung des täglichen Schulbeginns auswirkt - und erstaunliches herausgefunden: Schon bei einem um 60 Minuten nach hinten verschobenen Unterrichtsstart ist der Schlafhaushalt der Heranwachsenden deutlich ausgeglichener.

Schülerin (in Essen, 2007): Späterer Start in den Schultag hat positive Folgen

Schülerin (in Essen, 2007): Späterer Start in den Schultag hat positive Folgen

Foto: DDP

Die Forscher um Barbara Phillips vom Good Samaritan Sleep Center in Lexington, Kentucky, berichten über ihre Erkenntnisse im "Journal of Clinical Sleep Medicine". Die Schüler hätten die morgens gewonnene Zeit in zusätzlichen Nachtschlaf umgesetzt: Neuntklässler hätten im Schnitt zwölf Minuten länger im Bett verbracht, Zwölftklässler sogar eine halbe Stunde. Dadurch sei der Anteil von Schülern, die pro Nacht mindestens acht Stunden Schlaf bekommen hätten, von 35,7 auf 50 Prozent gestiegen.

Das Schlafplus blieb wiederum in der Schule nicht ohne Folgen: In Selbstauskünften erklärten die Spätstarter-Schüler, sie seien tagsüber deutlich weniger schläfrig als früher. Am Wochenende müssten sie weniger verpassten Schlaf nachholen. Auch auf den Straßen zeigte die Verschiebung der Anfangszeiten Wirkung: Vor der Umstellung des Schulbeginns hatte es in der betroffenen Region besonders viele Unfälle junger Fahrer gegeben. Das, so argumentieren die Forscher, habe daran gelegen, dass viele Teenager mit dem Auto zu Schule fahren mussten. Begünstigt durch den späteren Schulstart sei die Zahl der Unfälle junger Fahrer innerhalb von zwei Jahren um 16,5 Prozent gesunken.

Die besser ausgeschlafenen Schüler hätten im Auto wachsamer sein können, schreiben die Forscher. Im Gegensatz dazu seien im Rest des Bundesstaates Kansas die Unfallzahlen junger Fahrer angestiegen, und zwar um 7,8 Prozent. "Es ist überraschend, dass Highschools weiterhin ihre Schulanfangszeiten auf den frühen Morgen legen, obwohl das schlechte Auswirkungen für das Lernen, die Anwesenheit und die Fahrsicherheit der Schüler hat", sagte Forscherin Barbara Phillips.

chs

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