See-Experiment Forscher wollen Argonauten-Schiff nach Venedig rudern
Es kann losgehen: "Jetzt werden wir nach Venedig fahren", sagte der Bürgermeister der Stadt Volos, Alexandros Voulgaris, im griechischen Staatsfernsehen. Wissenschaftler haben den Nachbau des Argonauten-Schiffs "Argo" jetzt in der griechischen Hafenstadt Piräus präsentiert, vorangegangen waren zweijährige Testfahrten.
Ursprünglich wollten die Schiffbauer die Reise von der Hafenstadt Volos (damals Iolkos) nach Kolchis am östlichen Schwarzen Meer (heute Georgien) wiederholen. Die Reise nach Georgien war jedoch aus Sicherheitsgründen nicht möglich.
Archäologen und Schiffbauer haben die "Argo", das mythische Schiff des griechischen Sagenhelden Jason und seiner Getreuen, nachgebaut, obwohl keine Abbildung davon bekannt ist. Das Schiff sei auf Basis mündlicher Beschreibungen so weit wie möglich originalgetreu rekonstruiert worden, erklärte Projektleiter Evangelos Goussis.
Was Jason einst vorhatte, war selbst für einen antiken Sagenhelden eine knifflige Aufgabe: Er sollte ins Schwarze Meer segeln und das Goldene Vlies - ein heiliges Widderfell - aus Kolchis stehlen und nach Griechenland zurückbringen. Von Griechenland aus gesehen aber lag das Schwarze Meer nicht eben um die Ecke, zumindest nicht für die Seefahrer der Antike. Deshalb musste ein ganz besonderes Schiff her.
Der Sage zufolge baute Argos die nach ihm benannte "Argo": ein für damalige Verhältnisse gewaltiges Schiff mit einem Segel und 50 Rudern, gebaut aus Pinien vom Berg Pelion. Keine Geringere als die Göttin Athene selbst soll den Bau geleitet und dem Schiff außerdem ein dodonäisches Eichenholz spendiert haben, das angeblich sprechen und die Argonauten vor Gefahren warnen konnte. Jason stahl der Sage nach das Goldene Vlies mit Hilfe der Herrschertochter Medea und kehrte nach zahlreichen Abenteuern nach Iolkos zurück.
Die Archäologen erwarten von der rund drei Monate dauernden Fahrt neue Erkenntnisse über die Schifffahrt im Altertum. Die Besatzung besteht aus 72 Ruderern und Seglern. Sie wollen entlang der Peloponnesküste und danach durch das Ionische Meer und die Adria fahren. In der frühen Antike fuhren die Seeleute fast immer in Sicht der Küste, um sicher navigieren zu können.
Es ist nicht der erste Versuch, mit dem Nachbau eines antiken Schiffs die Meere zu bereisen und so mehr über ihre Funktionsweise zu erfahren. Der norwegische Forscher und Abenteurer Thor Heyerdahl etwa überquerte mit einem einfachen Floß aus Balsaholz den Pazifik von Südamerika bis nach Polynesien.
Doch es gab auch Fehlschläge, zum Beispiel beim Versuch des Chemnitzers Dominique Görlitz, den Atlantik mit einem Steinzeitsegler zu überqueren. Wegen schwerer Sturmschäden an dem Boot musste die Expedition der "Abora III" im Herbst 2007 abgebrochen werden.
hda/dpa