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Smog in China Behörden rufen Warnstufe Orange für 400 Millionen Menschen aus

Seit Tagen liegt extremer Smog über dem Norden und Osten Chinas, die Werte übersteigen den zulässigen Bereich teils um das 34fache. Jetzt haben die Behörden die zweithöchste Warnstufe ausgerufen. Betroffen sind rund 400 Millionen Menschen.

Peking - Wegen extremen Smogs haben die chinesischen Behörden im Norden und in den mittleren Regionen des Landes die zweithöchste Alarmstufe Orange ausgerufen. Betroffen sind rund 400 Millionen Menschen. Die Luftwerte für den besonders gefährlichen Feinstaub erreichten am Dienstag in Peking das 17- bis 20fache des von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Grenzwertes.

Das Meteorologische Zentrum verhängte den Smogalarm für die Metropolen Peking und Tianjin sowie die sechs Provinzen Hebei, Shanxi, Shandong, Henan, Shaanxi und Liaoning. In der nordöstlich von Peking gelegenen Stadt Tangshan wurde sogar das 34fache des WHO-Richtwerts gemessen.

Der Smog hält bereits seit Tagen den Norden und Osten des Landes im Würgegriff; die Schadstoffe wehen sogar nach Südkorea hinüber. Bereits am Montag hatte das Gesundheitsamt in Peking ältere Menschen und Kinder aufgefordert, daheim zu bleiben. Die 20 Millionen Pekinger sollten sich am besten mit Atemmasken schützen, wenn sie vor die Tür müssten.

Bis zu 500.000 Todesopfer durch Luftverschmutzung

Die langfristigen Folgen der hohen Schadstoffbelastungen sind fatal: Der frühere chinesische Gesundheitsminister Chen Zhu schätzt in einer Studie, dass jedes Jahr zwischen 350.000 und 500.000 Chinesen vorzeitig an den Folgen der Luftverschmutzung sterben.

Eine frühere Untersuchung geht sogar noch weiter und schätzt, dass allein 2010 rund 1,2 Millionen Menschen an den Folgen des Feinstaubs mit superkleinen Partikeln von weniger als 2,5 Mikrometern Durchmesser ums Leben kamen. Diese Schadstoffe gehen über die Lunge direkt ins Blut. Als "fast unbewohnbar" hatte eine Studie der Shanghaier Akademie der Sozialwissenschaften die Hauptstadt beschrieben und damit für Wirbel gesorgt.

Nach dem verheerenden Smog im vergangenen Winter hatte Peking im Herbst seine Notfallpläne verkündet. So sind bei der höchsten Alarmstufe "Rot" massive Fahrverbote und Fabrikschließungen geplant. Die Pekinger verstehen aber nicht, warum nicht endlich von "Orange" auf "Rot" umgeschaltet wird. "Wir haben alle Angst, was mit uns passiert", sagt die 28-jährige Zhang Li. "Die Behörden wollen einfach nicht die höchste Stufe ausrufen." Vielleicht wolle niemand die Verantwortung übernehmen, wenn die Metropole zum Stillstand komme.

rls/dpa
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