Gesunkener Kreuzer "Mainz" Bundespolizei ermittelt gegen Wrackplünderer

Brennende SMS "Mainz" (1914): Anzeige wegen Störung der Totenruhe
Foto: CorbisDie Bundespolizei ermittelt gegen mutmaßliche Wrackplünderer vor Helgoland. Sie sollen den im Ersten Weltkrieg vor Helgoland gesunkenen Marinekreuzer SMS "Mainz" geplündert haben. "Es liegt eine Anzeige wegen Störung der Totenruhe vor", sagte Bundespolizeisprecher Matthias Menge am Dienstag.
Bei den Wrackplünderern handelt es sich um Mitglieder des niederländischen Sportklubs Duikteam Zeester. Sie waren nach Berichten von Zeugen im August in den Gewässern um Helgoland unterwegs, in dem Dutzende Wracks auf Grund liegen.
Die Taucher holten sich einige Souvenirs aus dem Wrack der SMS "Mainz" und präsentierten diese anschließend auf ihrer Facebook-Seite . Bei einem Teil soll es sich um die Zielvorrichtung einer Schiffskanone handeln - siehe Fotostrecke.
Wie die Taucher dabei vorgingen, zeigen sie in einem YouTube-Video aus dem Jahr 2011 - schon damals hatten sie das Wrack besucht. Zunächst sind ruhige Aufnahmen des bewachsenen Schiffs zu sehen. Bald aber ist es mit der Ruhe vorbei, gegen Ende der achten Minute holen die Taucher ihre Werkzeuge heraus und hämmern auf Schiffsteile ein.

Kreuzer Mainz: Seiner Majestät Schiff
In dem Wrack ruhen 89 Männer der Besatzung der SMS "Mainz", die am 28. August 1914 nach einem Gefecht mit britischen Kriegsschiffen nahe Helgoland gesunken war. Wracks von Kriegsschiffen, aus denen die Toten nicht geborgen werden konnten, gelten als Seekriegsgräber, die nach internationalem Recht nicht gestört werden dürfen. Und jeder Tauchgang zu einem Wrack ist eine Gefahr für die fragilen Überreste.
"Wir wollen die Sachen nicht für uns behalten"
Deshalb hatte Florian Huber, Unterwasserarchäologe und Forschungstaucher aus Kiel, auch Anzeige gegen die Sporttaucher erstattet. "Aktionen wie die des Tauchteams Zeester motivieren andere Taucher, ebenfalls nach 'Schätzen' zu suchen", befürchtet er. Die Wrackfundstellen rund um Helgoland seien aufgrund ihrer Abgeschiedenheit ein Hotspot für Wrackplünderer.
Jorne Dassen vom Duikteam Zeester kann die Aufregung nicht verstehen. Tote Marinesoldaten habe er bei dem Tauchgang nicht gesehen, schreibt er auf der Facebook-Seite der Gruppe. Er sieht sich auch nicht als Schatzsucher, sondern als Retter der Artefakte: "Wenn wir sie nicht hochholen, wären sie für immer verloren", rechtfertigt er sich.
Auch sein Kollege Remy Luttik ist sich keiner Schuld bewusst: "Wir wollen die Sachen ja nicht für uns behalten", erklärt er am Telefon. "Wir stellen sie aus, wir zeigen sie der Öffentlichkeit." Im Fenster ihres Büros im Hafen von Lauwersoog könne jeder, der vorbeigeht, die Funde ansehen, einige Stücke liegen außerdem in verschiedenen Museen.