
Schlamm, Salz, Dreck: Hausputz nach der Flut
Flutschäden So wird das Haus wieder trocken
Dort, wo sich die Flut zurückgezogen hat, kehren die Menschen in ihre Häuser zurück. Das, was mal ein Zuhause war, ist jetzt voller Müll, bedeckt von einer dicken Schlammschicht. Überall hat das Wasser eine glitschige, graubraune Masse zurückgelassen. Selbst Angela Merkel stampfte bei ihrem Besuch in Passau in Trekkingschuhen durch die Altstadt.
Dort und anderswo müssen sich die Menschen jetzt erst mal vom Schlamm befreien. "Das angespülte Material ist tückisch", sagt Ulrich Volk, Bauexperte beim Prüfdienst Dekra: "Das sind meistens schluffige oder tonige Böden, die steinhart werden, sobald sie trocknen." Also muss nach der Flut doch wieder Wasser her. Damit die betonharte Schicht weichgespült und dann abgesaugt oder abgepumpt werden kann.
Der Schlamm ist nicht das Einzige, was Sorgen macht. Die dringlichste Frage aller Hausbewohner: Wie trockne ich meine Bleibe?
Ausblühungen im Putz
Mit modernen Trockengeräten lässt sich ein Bauwerk gut trocknen. Mittels heißer Luft entziehen sie dem Raum die Feuchtigkeit. Denn die ist in der Lage viel Wasser zu binden. Durch geöffnete Fenster kann die aufgewärmte Luft die Feuchtigkeit nach draußen transportieren. "Dafür wäre es gut, wenn die Temperaturen kühl blieben", sagt Moritz Hartloff, Bauphysiker an der Fakultät Architektur des Karlsruher Instituts für Technologie. "Dann strömt die warme Luft schneller nach draußen."
Je nachdem wie groß der Wasserschaden ist, dauert es mehrere Wochen, bis ein Haus trocken ist. Teppichen, Tapeten oder Parkett ist auf diese Weise aber meist nicht zu helfen. Aufgequollene Holztüren dagegen können unter Umständen abgeschliffen, neu lackiert und so gerettet werden.
Wasser und Schlamm tragen auch Mineralstoffe wie Salze in das Haus. Gelangen sie aus dem Wasser auf die Wand, kommt es auf dem womöglich noch feuchten Putz zu sogenannten Ausblühungen - weiße Ablagerungen, die den Putz beschädigen. Nicht immer lässt er sich einfach abschlagen und erneuern. Denn ist noch Restfeuchte im Mauerwerk, tauchen die salzigen Ausblühungen immer wieder auf.
Die Lösung: ein sogenannter Opferputz. "Der zieht über mehrere Monate die Salze aus dem Mauerwerk und kann dann durch neuen Putz ersetzt werden", sagt Hartloff.
Schlamm für den Sondermüll
Auch im Schlamm können sich Rückstände verstecken - zum Beispiel Öle, Schmier- und Kraftstoffe von aufgeschwemmten Fahrzeugen. Außerdem kann der Schlamm durch Fäkalien oder Schwermetalle verunreinigt sein. Und muss dann als Sondermüll entsorgt werden.
Wenn die Pegel sinken, häufen sich die Anrufe verzweifelter Kunden bei den Versicherungen. Seit Anfang dieser Woche sind etwa die Schadenregulierer der Allianz Deutschland im Osten und Süden des Landes unterwegs. Ihnen bietet sich überall ein ähnliches Bild: Der Putz ist mit Wasser vollgesogen, die Möbel verdreckt, alles feucht. Die Häuser durchzieht ein beißender Geruch.
Jetzt geht es um die nackte Existenz: Wie groß ist der Schaden? "Entscheidend ist, wie hoch das Wasser stand", sagt Klaus Noack, Chef des Schadenregulierer-Teams. Danach schaut er sich an, aus welchen Materialien Wände und Böden gemacht sind. "Gipswände etwa können wir vergessen. Die können wir nur noch einreißen." Dekra-Experte Volk hat nur einen schwachen Trost: "Selten ist ein Haus so stark beschädigt, dass es abgerissen werden muss." Dennoch: "Sobald sich auch nur ein kleiner Riss im Gebäude bildet, muss ein Fachmann konsultiert werden. Das kann ein Hinweis auf schwere, sicherheitsrelevante Schäden sein."
Schwer kalkulierbare Kosten
Wie viel es kostet, ein überschwemmtes Haus zu trocknen, ist kaum pauschal zu sagen. "Jede Bausubstanz ist anders", sagt Bauingenieurin Sabine Pirk aus dem oberbayerischen Tutzing, spezialisiert auf die Trocknung von Gebäuden: "Wir haben Keller für 9000 Euro getrocknet, die gleiche Größe auch schon für 1400."
Auch wer keine Profis beauftragt, muss immerhin die Miete für die Luftentfeuchter zahlen: "Für mehrere Geräte und Wochen kommt man leicht auf tausend Euro", sagt Noack. Ohne Stromkosten. "Und die sind nicht unerheblich." Genau wie der entstandene Sachschaden.
Glück hat, wer mit einer Elementarschadenversicherung gegen Hochwasserschäden versichert ist. Doch die hat nicht jeder - nach der letzten großen Flut waren bezahlbare Policen kaum zu bekommen. Die Ausnahme: Alte DDR-Policen decken Flutschäden ab.