Sprachfähigkeit Kinder reimen, Erwachsene sinnieren
Wenn sich Erwachsene eine Reihe von sinnverwandten Wörtern wie "Bett", "Kopfkissen", "Nacht" und "Traum" merken sollen, bleiben ihnen meist auch Wörter wie beispielsweise "Schlaf" im Gedächtnis, die eigentlich gar nicht zur ursprünglichen Liste gehörten. Bei Kindern unter acht Jahren kommt dieses Phänomen der falschen Erinnerung dagegen nicht vor.
Um den Grund dafür herauszufinden, führten Stephen Dewhurst und Claire Robinson von der Universität in Lancaster ähnlich aufgebaute Sprachtests mit 57 Kindern im Alter von fünf, acht und elf Jahren durch. Bei den Tests wurden den Kindern acht Wörter vorgelesen, die einen inhaltlichen Zusammenhang hatten. Anschließend sollten sie möglichst viele der Wörter wiederholen. Die Wissenschaftler zeichneten die Antworten auf und werteten aus, wie viele und welche Fehler die Kinder gemacht hatten.
Bei den Elfjährigen fanden die Psychologen genau die gleichen Fehler, wie sie auch Erwachsene machen: Es tauchten sinnverwandte Wörter auf, die nicht vorgelesen worden waren.
Interessant waren jedoch die Ergebnisse der Fünfjährigen: Auch sie hatten sich falsche Wörter gemerkt. Diese waren jedoch nicht sinnverwandt, sondern reimten sich auf eins der vorgelesenen Wörter. Die Achtjährigen machten beide Arten von Fehlern: Sie merkten sich sowohl falsche sinnverwandte als auch falsche, gleich klingende Wörter.
Offenbar verändert sich die Sprachverarbeitung bei Kindern mit dem Alter, schreiben die Forscher in der Fachzeitschrift "Psychological Science" (Bd. 15, Nr. 11, S. 782). Während für die kleinen Kinder praktisch ausschließlich der Reim zählt, verlassen sich die etwas älteren zusätzlich auf die Wortbedeutung. Die ältesten der Probanden schließlich nutzen bei der Sprachverarbeitung nur noch die Bedeutung der Wörter.