Stickoxide AfD lädt Affentest-Professor in den Bundestag

Der umstrittene Toxikologe Helmut Greim soll für die AfD im Bundestag als Experte auftreten. Der Münchner hatte vor einem Jahr im Zusammenhang mit einem Skandal um Abgastests an Affen für Schlagzeilen gesorgt.
AfD-Bundestagsabgeordnete (Archivaufnahme)

AfD-Bundestagsabgeordnete (Archivaufnahme)

Foto: Kay Nietfeld/ picture alliance/dpa

Die "Alternative für Deutschland" hat nach SPIEGEL-Informationen für kommenden Mittwoch Professor Helmut Greim als Gutachter in den Bundestag bestellt. Greim war im vergangenen Jahr in den Skandal um Abgastests an Affen verwickelt. Im Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit wird über ein neues Immissionsschutzgesetz diskutiert, der Experte soll dort nun zur Luftverschmutzung durch Dieselfahrzeuge angehört werden.

Der 83-jährige Toxikologe war jahrelang Leiter des Münchner Helmholtz-Zentrums und ebenfalls lange Mitglied des Sachverständigenrats für Umweltfragen - einem wichtigen Beratergremium für die Bundesregierung. Für seine Forschungen wurde er auf Vorschlag der damaligen Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) 2015 mit dem Großen Bundesverdienstkreuz mit Stern ausgezeichnet.

Im vergangenen Januar war bekannt geworden, dass mit Tieren und Menschen Abgas-Experimente durchgeführt worden waren: Affen mussten in den USA vier Stunden lang Dieselabgase einatmen, in Aachen inhalierten 25 Freiwillige drei Stunden geringe Mengen Stickstoffdioxid. Die von den Konzernen VW, Daimler und BMW gegründete Europäische Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor (EUGT) förderte die Studien; die EUGT wurde 2017 aufgelöst. Die Ergebnisse der Affentests sollten ein positives Licht auf Dieselautos werfen.

Greim soll Tests an Affen befürwortet haben

Im Februar 2018 sorgte der Fall dann auch im Umweltministerium für große Unruhe: Damals wurde öffentlich bekannt, dass der hochdekorierte Wissenschaftler Helmut Greim von den Abgastests wusste und diese offenbar befürwortet hatte. Greim war dereinst Chef des Forschungsbeirats der Lobbygruppe EUGT.

Zu seiner Verteidigung ließ sich Greim damit zitieren, dass "Affenstudien überall" gemacht würden und für bestimmte Fragestellungen "sehr relevant und aussagefähig" seien.

Nun soll sich der Pensionär auf Einladung der AfD im Umweltausschuss des Bundestags wieder zur Gefährlichkeit von Autoabgasen äußern. Offenbar geht es dabei um den Versuch, den EU-Grenzwert für Stickstoffdioxid zu umgehen. Die Bundesregierung plant ein Gesetz, nach dem es erst dann zu Fahrverboten kommen soll, wenn ein Jahresmittelwert von 50 Mikrogramm Stickstoffdioxid pro Kubikmeter Luft überschritten wird - der derzeitige EU-Grenzwert liegt bei 40 Mikrogramm.

Höhere Grenzwerte auch für empfindliche Personen "nicht schädlich"

In einem Statement auf Bundestag.de schreibt Greim, 50 Mikrogramm seien "auch für empfindliche Personen nicht gesundheitsschädlich". Zur Begründung verweist er unter anderem auf Versuche an Ratten, die gemacht worden seien.

Bei den Grünen gilt Greim als "Mietwissenschaftler", der sich an die Industrie verkaufe. "Es ist bezeichnend, dass jetzt ausgerechnet die AfD dem Universal-Verharmloser 'Professor-halb-so-schlimm' Greim zu einem weiteren Comeback im Bundestag verhilft", sagt der grüne Bundestagsabgeordnete Harald Ebner. Zur AfD passe Greim wie "der Topf zum Deckel".

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