Gerichtsentscheid Geplanter Stonehenge-Tunnel darf nicht gebaut werden

Der Verkehr muss weiterhin oberirdisch an dem steinzeitlichen Monument im Südwesten Englands vorbeifahren. Der Verkehrsminister habe nicht genügend Alternativen in Betracht gezogen, kritisiert ein Richter.
Stonehenge bei Sonnenaufgang

Stonehenge bei Sonnenaufgang

Foto: Espa Photo Agency / dpa

Ein britisches Gericht hat die Genehmigung der Regierung für den Bau eines Autotunnels in der Nähe der prähistorischen Kultstätte Stonehenge einkassiert. Der zuständige Richter ordnete am Freitag eine Überprüfung des Bauvorhabens an und machte die von Verkehrsminister Grant Shapps erteilte Genehmigung nichtig. Zuvor hatte die Unesco angekündigt, die Stätte als »gefährdet« einzustufen, sollte der Tunnel tatsächlich gebaut werden.

Das Gericht erklärte, Shapps sei kein »rechtlich ausreichendes Material« zur Verfügung gestellt worden, das es ihm ermöglicht hätte, die Auswirkungen des Vorhabens auf einzelne Elemente des Kulturerbes zu beurteilen. Auch hätte der Verkehrsminister alternative Optionen in Betracht ziehen müssen. Die Genehmigung des Bauvorhabens sei daher nicht rechtens.

Rat von Experten ignoriert

Der 3,2 Kilometer lange Tunnel soll eine viel befahrene Straße ersetzen, die bis zu 165 Meter an den berühmten Steinkreis in der Grafschaft Wiltshire im Südwesten Englands heranführt. Der Tunnel soll zwar nicht direkt unter den Steinen verlaufen, Kritiker bemängeln aber, dass sein Eingang auf dem Gelände der Welterbestätte liegen soll. Die Unesco hatte deshalb damit gedroht, der Stätte ihren Status als Welterbe zu entziehen.

Der Historiker Tom Holland, der sich gegen das Vorhaben eingesetzt hatte, begrüßte die Gerichtsentscheidung als eine »wunderbare Nachricht«. Er hoffe, »dass die Regierung dieses Urteil akzeptiert und die zwei Milliarden Pfund Steuergelder spart, die sie für diesen empörenden Akt der Schändung ausgeben wollte«, erklärte er auf Twitter.

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Der Straßenbetreiber Highways England zeigte sich hingegen »tief enttäuscht«. Das Unternehmen werde nun abwarten, während das Verkehrsministerium »seine Optionen prüft«. Verkehrsminister Shapps hatte sich vergangenes Jahr über ein Gremium von Planungsexperten hinweggesetzt, das die Ablehnung des Bauvorhabens empfohlen hatte.

Historiker vermuten, dass der rätselhafte Steinkreis von Stonehenge irgendwann zwischen 3000 und 1600 vor Christus errichtet wurde. Die Megalithsteine geben den Forschern seit Jahrhunderten Rätsel auf. Eine gängige Theorie für ihre Entstehung lautet, dass Menschen schon in der damaligen Zeit den astronomischen Kalender verstanden hätten. Die Steine von Stonehenge wurden demnach auf die Sonnenwende ausgerichtet. Seit 1986 ist die Stätte als Unesco-Welterbe gelistet.

mak/AFP
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