Wo kamen die Felsbrocken her? Forscher lösen Stonehenge-Rätsel

Stonehenge: Die neuen Analysen widersprechen einer alten Theorie
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Wer ein Monument für die Ewigkeit bauen will, nimmt nicht irgendwelche beliebigen Felsbrocken. Das dachten sich offenbar auch die Menschen aus der Steinzeit, als sie Stonehenge bauten. Analysen zeigen, dass die kleineren sogenannten Blausteine eigens aus einem etwa 200 Kilometer entfernten Steinbruch in Wales herangeschleppt wurden. Doch woher die riesigen Steine kommen, die den Großteil des Monuments ausmachen, blieb unklar - bis jetzt.
Laut aktuellen Analysen stammt ein Großteil der Felsen wahrscheinlich aus West Woods in Wiltshire, berichten Forscher im Fachmagazin "Science Advances" . Das Gebiet liegt etwa 25 Kilometer von Stonehenge entfernt. "Ich glaube, wir hatten es hier mit einer sehr organisierten Gesellschaft zu tun", sagte der Hauptautor der Studie, David Nash, über die Erbauer der Stätte.
Kaum ein archäologischer Fundplatz der Welt ist so gut erforscht wie Stonehenge, und inzwischen ist klar: Der Steinkreis stand nicht einsam in der Landschaft. Die ganze Region hatte für die Menschen der Stein- und Bronzezeit offenbar eine herausragende Bedeutung. Über Jahrhunderte kamen sie hierher und errichteten riesige Monumente - einige sind noch älter und größer als Stonehenge. Erst vor Kurzem haben Forscher ein bisher unbekanntes Monument entdeckt.
Wozu die Anlagen im Detail gedient haben, ist unklar. Auffällig ist jedoch, dass mehrere der Monumente auf kosmologische Besonderheiten wie die Sommer- und Wintersonnenwende ausgerichtet sind.
Eine neue Technik ermöglichte es dem Team um Nash, mit tragbaren Röntgengeräten die chemische Zusammensetzung des Stonehenge-Gesteins zu analysieren, das zu 99 Prozent aus Kieselerde besteht und Spuren verschiedener anderer Sedimente enthält. "Das zeigte uns, dass die meisten Steine die gleiche Zusammensetzung haben", erklärte Nash. Daraus schlossen die Forscher, dass sie nach einer Hauptquelle suchen, die Spur führte nach West Woods.
Wie konnten die Steine so weit transportiert werden?
Die Zusammensetzung der Felsen dort passt zu denen von Stonehenge. Die neuen Ergebnisse untermauern die Theorie, dass die großen Felssteine zur gleichen Zeit nach Stonehenge gebracht wurden - etwa um 2500 vor Christus. Das wiederum widerspricht einer früheren Vermutung, wonach ein als "Fersenstein" bekannter Megalith aus der unmittelbaren Umgebung des Ortes stammt und noch vor den anderen Steinen errichtet wurde.
Wie die Menschen aus der Steinzeit die Steine transportieren konnten, gibt Forschern Rätsel auf. Laut der bekanntesten Theorie wurden die neun Meter hohen und 25 Tonnen schweren Megalithen auf Schlitten gezogen. Die Steine von West Woods gehören zu den größten in der Umgebung von Stonehenge und sind von guter Qualität. Studienautor Nash geht deshalb davon aus, dass sich die Menschen aus pragmatischen Gründen für den nahegelegenen Ort entschieden haben.