Studie Bei Eierstockkrebs machen Ärzte oft tödliche Fehler
Hamburg - Nur jede dritte Eierstockkrebs-Patientin im Frühstadium der Erkrankung und ungefähr jede zweite im Spätstadium bekommt die richtige Therapie. Dies ist das Ergebnis einer Untersuchung der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie.
Die meisten Fehler werden nicht bei der Chemotherapie, sondern bei der Operation des Tumors gemacht. Für kaum einen anderen gynäkologischen Fall bekommt ein Krankenhaus so viel Geld wie für eine Eierstockkrebs-Operation. "Aber ob der Operateur einen Großteil des Tumors im Bauch lässt oder ob er es schafft, ihn in vielen OP-Stunden komplett zu entfernen, ist egal", so der Gynäkologe Andreas du Bois, der wissenschaftliche Leiter der Studie. "Das Geld fließt leider unabhängig von der Qualität."
Im Frühstadium der Erkrankung zum Beispiel komme es nicht nur darauf an, die Geschwulst vollständig zu entfernen. Es müssten auch Zellproben und Gewebebiopsien entnommen werden, um mehr über die Bösartigkeit und die wahre Ausbreitung des Tumors zu erfahren. Danach, so du Bois, richte sich die gesamte weitere Therapie.
Doch in einem Viertel der Fälle, die in einer Untersuchung der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Studien berücksichtigt wurden, hätten die Operateure die Zellproben und in der Hälfte der Fälle die Bauchfell-Biopsien nicht vorgenommen. "Das ist schlimm!", so das Fazit von du Bois gegenüber dem SPIEGEL.
Bei den Patientinnen mit Eierstockkrebs im fortgeschrittenen Stadium zeigte die Untersuchung, dass die Operateure in 40 Prozent der Fälle größere Tumorreste im Bauch zurückließen und damit das Schicksal der Patientin meist besiegelten. "Das ist inakzeptabel", kritisiert du Bois.