Bewegungsanalyse bei Frauen So gelingt der perfekte Tanz

Tanzende Technofans auf einem Festival (im Hunsrück, 2014)
Foto: Thomas Frey/ dpaEs gibt ja das Vorurteil, dass Wissenschaft eine trockene Sache ist, Elfenbeinturm und so. Aber das muss nicht sein. Manchmal geht es auch um ganz praktische Fragen - so wie in diesem Fall. Und ja, die Erkenntnis kommt genau richtig zum Wochenende.
Es gilt, sich folgendes Rezept zu merken: Mit den Hüften ausladend schwingen, die Beine möglichst asymmetrisch bewegen und bloß nicht zu stark mit den Armen zappeln - wenn Frauen so tanzen, finden Beobachter das nämlich besonders gelungen. Das berichten Forscher um Kristofer McCarty von der Northumbria University im britischen Newcastle im Fachblatt "Scientific Reports" .
Tanz spiele in allen menschlichen Kulturen eine wichtige Rolle, so die Autoren. Er habe keine unmittelbare Überlebensfunktion, sei aber häufig wichtig bei der Partnersuche. Aus diesem Grund interessierten sich auch Wissenschaftler, die die Evolution menschlichen Verhaltens untersuchten, für das Tanzen. Was einen Tanz attraktiv erscheinen lässt, sei aber bislang wenig erforscht.
Noten für Avatare
Das Team um McCarty ließ 39 Frauen vor der Kamera zu einem einfachen Beat tanzen. Sie erfassten mithilfe reflektierender Marken die Bewegungen des Körpers und der Gelenke. Auf Basis der aufgezeichneten Daten animierten sie am Computer virtuelle Charaktere, sogenannte Avatare.
Im Video: Beispiel einer guten Tänzerin
57 Männer und 143 Frauen sahen anschließend einen kurzen Ausschnitt von jeweils fünf Avatar-Tanzperformances und beurteilten sie auf einer Skala von eins bis sieben. Die Note Eins bekam eine extrem schlechte Tänzerin, die Note Sieben eine extrem gute. Indem sie Avatare erschufen, stellten die Forscher sicher, dass die Juroren tatsächlich nur die Tanzbewegungen und nicht etwa die Attraktivität einzelner Frauen bewerteten.
Anschließend untersuchten die Wissenschaftler, welche Tanzbewegungen zu einer guten Bewertung geführt hatten. Das Ergebnis:
- Sowohl Männern als auch Frauen gefielen Tänzerinnen, die ihre Hüften ausladend bewegten.
- Rechtes und linkes Bein, genauer gesagt die Oberschenkel, sollten sich unabhängig voneinander bewegen
- Die Arme sollten deutlich geschwungen werden.
Im Video: Beispiel einer schlechten Tänzerin
Der Hüftschwung sei wichtig, weil Beobachter daran das Geschlecht erkennen könnten, interpretieren die Forscher ihre Ergebnisse. Eine asymmetrische Bewegung der Gliedmaßen signalisiere eine gute Kontrolle der Motorik - solange keine "unkontrollierten pathologischen" Bewegungen dabei herauskämen.
Tanz und seine Bedeutung ist schon Gegenstand zahlreicher wissenschaftlicher Studien gewesen, auch bei Männern. So hatte eine frühere Untersuchung gezeigt, dass die Stärke des Händedrucks bei Männern auf die Attraktivität des Tanzstils hinweise. Bei Frauen funktioniert das nicht. Bei Männern gelten zudem ausgeprägte Nacken- und Rumpfbewegungen sowie eine schnelle Bewegung des rechten Knies als attraktiv.
In der aktuellen Studie zeigte sich nun: Die einzelnen Tanzmerkmale konnten bei gleicher Benotung auf unterschiedliche Weise miteinander kombiniert sein. Tänzer mit einem eher schwachen Hüftschwung und stark asymmetrischen Beinbewegungen erreichten also zum Beispiel die gleichen Noten wie solche mit ausgeprägtem Hüftschwung und geringen Beinbewegungen.
Es gebe keine einzelne optimale Konfiguration für eine gute Bewertung, sondern mehrere Möglichkeiten, dies zu erreichen. Mit anderen Worten: Es gibt nicht den perfekten Tanz - sondern viele.