Statistik zu Tierversuchen 2017 2,8 Millionen Tiere "verwendet oder getötet"

Affen, Katzen, Fische, Hunde und vor allem Mäuse und Ratten werden von Forschern bei Tierversuchen eingesetzt, fast eine Million Tiere wurden 2017 getötet. Kritiker fordern eine "klare Ausstiegsstrategie" für diese Praxis.
Maus im Labor

Maus im Labor

Foto: Friso Gentsch/ dpa

Gut 740.000 Tiere sind in Deutschland im vergangenen Jahr für wissenschaftliche Zwecke getötet worden. Weitere gut zwei Millionen Tiere wurden für wissenschaftliche Tierversuche eingesetzt. Das berichtet das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) in seiner neusten Statistik .

Die Gesamtzahl der Versuchstiere 2017 liegt damit bei 2,8 Millionen - ein ähnliches Niveau wie in den Jahren 2015 und 2016. 2014 lag die Versuchstierzahl noch bei 3,3 Millionen Tieren (siehe Grafik). Weiter in die Vergangenheit lassen sich die Werte nicht abgleichen, da zwischen 2013 und 2014 das Erfassungssystem verändert wurde.

Am häufigsten setzten Wissenschaftler dem Bericht zufolge Mäuse ein, insgesamt 1,37 Millionen Tiere. Das entspricht knapp 50 Prozent der Versuchstiere. Hinzu kamen 255.000 Ratten und 240.000 Fische sowie 3300 Hunde und 718 Katzen. Deutlich gestiegen ist die Zahl der verwendeten Affen: Sie lag im vergangenen Jahr bei 3472 Tieren, 2016 waren es noch 2462.

Zur Einordnung der Zahlen: Für die Fleischproduktion werden in Deutschland im Jahr ungefähr 750 Millionen Tiere geschlachtet.

50 Prozent wurden im Bereich Grundlagenforschung eingesetzt

"Ich will, dass die Zahl der Tierversuche kontinuierlich gesenkt wird. Tiere sind Mitgeschöpfe. Sie verdienen unser Mitgefühl", sagte Ministerin Julia Klöckner (CDU) laut "Neuer Osnabrücker Zeitung" . Dort, wo Experimente an Tieren unerlässlich seien, müsse weiter an Alternativen geforscht werden, diese fördere ihr Ministerium finanziell.

Die Grünen im Bundestag kritisierten das als ungenügend. Renate Künast, tierschutzpolitische Sprecherin ihrer Fraktion, sagte: "Wir brauchen jetzt eine klare Ausstiegsstrategie."

Experten halten ein Ende aller Tierversuche in absehbarer Zeit für unrealistisch. Vor allem in der Grundlagenforschung sehen sie Hindernisse. Dort werden grundlegende Funktionen des Organismus erforscht, die sich erst simulieren lassen, wenn man sie verstanden hat. Wie Tierversuchsforscher ihre eigene Arbeit sehen und vor sich selbst rechtfertigen, lesen Sie hier.

2017 wurden 50 Prozent der Versuchstiere im Bereich der Grundlagenforschung eingesetzt. Bei 27 Prozent ging es um die Herstellung oder Überprüfung von Medikamenten. Weitere 15 Prozent nutzten die Wissenschaftler unmittelbar zur Erforschung von Krankheiten bei Menschen und Tieren.

jme/dpa
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