Hebräischer Text Forscher entziffert 3000 Jahre alte Inschrift

Rätsel um Inschrift der Tontafel gelöst: "Verteidigt das Recht der Armen"
Foto: DPA/ Hebrew University JerusalemMünster - Der Inhalt des berühmten Fundstücks überraschte selbst die Forscher: Bei Ausgrabungen im Jahr 2008 in Khirbet Qeiyafa , 25 Kilometer südwestlich von Jerusalem, hatten Archäologen der Hebräischen Universität eine 3000 Jahre alte Tontafel entdeckt. Die Fachwelt feierte den Fund damals als Sensation. Seitdem waren Experten damit befasst, den fünfzeiligen Text zu entziffern und seinen Inhalt zu deuten. Einem Forscher aus Münster ist es nach eigenen Aussagen nun gelungen, das Rätsels zu lösen.
"Bei der antiken Inschrift auf einer 3000 Jahre alten Tontafel handelt es sich um Sozialgesetze, die Ausländer, Witwen und Waisen im Alten Israel schützen sollten", berichtete der evangelische Theologe Reinhard Achenbach der Universität Münster am Dienstag. "Unser heutiger Grundsatz, Ausländern vor Gericht Rechtsschutz zu gewähren und sozial Benachteiligte im Sozialstaat zu schützen, reicht also weit in die altorientalische Zeit zurück."
Um den Text zu entziffern, haben Achenbach und sein Team die Entzifferungsvorschläge verschiedener Wissenschaftler miteinander verglichen. Schlussendlich konnten sie den Text nahezu vollständig rekonstruieren, die Ergebnisse wurden nun in der französischen Fachzeitschrift "Semitica" veröffentlicht.
"Schaffe Recht dem Sklaven!"
"Für fast alle Formulierungen gibt es enge Parallelen in der Hebräischen Bibel, und zwar sowohl in den Rechtstexten der Tora, als auch in den Weisheitslehren und in den Worten der Propheten, welche die Unterdrückung sozial benachteiligter Menschen kritisieren."
Die Inschrift entstand rund taausend Jahre vor Christus. "Die aus dem Kanaanäischen übernommenen Schriftzeichen hat wohl ein Schüler auf das Ostrakon, eine Tonscherbe, geschrieben", erläuterte Achenbach. "Es handelt sich um eine Schreibübung. Das Kopieren von Gesetzestexten diente der Ausbildung der königlichen Beamten, die die Rechtsverhandlungen in den Ortschaften überwachen sollten."
Die zweite und dritte Zeile auf der Tonscherbe lauteten "Schaffe Recht dem Sklaven und der Witwe, schaffe Recht der Waisen und dem Fremden! Verteidige das Recht des Unmündigen, verteidige das Recht des Armen!", übersetzte Achenbach. "Somit gehörten Schutzrechte für benachteiligte Menschen zu den ältesten Rechten Israels." Dabei knüpften die Israeliten an ältere kanaanäische und ägyptische Traditionen an, wie der Experte unterstreicht.