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Tutanchamun Archäologen lösen Rätsel um vermeintliche Grabkammern

Liegt hinter der Grabkammer Tutanchamuns die Gruft der legendären Königin Nofretete? Archäologen glaubten genau daran. Radaranalysen führten jetzt zu einem ernüchternden Ergebnis.

Alles klang so vielversprechend: Nachdem auf hochauflösenden Fotos in der Grabkammer des Tutanchamun unregelmäßige Strukturen auftauchten, waren Archäologen überzeugt: Hinter der Gruft müssen zwei weitere bisher verborgene Kammern liegen. Vielleicht könnte dort sogar die legendäre ägyptische Königin Nofretete begraben sein, hofften die Forscher.

Nun zeigten jedoch neue Untersuchungen: Es gibt keine Geheimkammern. Neue Radaranalysen hätten die These von zwei weiteren Grabkammern nahe der letzten Ruhestätte des berühmten Pharaos widerlegt, teilte das Altertumsministerium mit.

Spezialisten der italienischen Universität in Turin hatten die Kammer untersucht. Drei verschiedene Radaranalysen werteten die Forscher anschließend aus und verglichen die Ergebnisse miteinander. Dabei hätten sie die "Komplexität in den Daten" eliminiert, die vorherige Scans beeinflusst habe.

Der ägyptische Altertumsminister Khaled al-Anani sagte, die ägyptischen Behörden akzeptierten die neuen Forschungsergebnisse. "Es ist vielleicht enttäuschend, dass sich nichts hinter den Wänden der Grabkammer des Tutanchamun versteckt, aber auf der anderen Seite sprechen die Ergebnisse für eine solide Wissenschaft", sagt auch Francesco Procelli, der die Kammer untersucht hat, der BBC .

Tod mit 19 Jahren

Der Fund wäre eine Sensation gewesen. Denn das Grab der für ihre Schönheit gerühmten Königin Nofretete wurde nie gefunden. Einige Wissenschaftler hielten es für wahrscheinlich, dass Nofretete bei Tutanchamun begraben wurde. Sein Vater Echnaton hatte Nofretete zu seiner Mitregentin gemacht. Ob sie auch die Mutter von Tutanchamun sein könnte, ist nicht endgültig geklärt. Ihre weltberühmte Büste ist im Ägyptischen Museum in Berlin ausgestellt.

Fotostrecke

Nofretete: Auf der Suche nach der Königin

Foto: Str/ dpa

Tutanchamun war nach neunjähriger Herrschaft im Jahr 1324 vor Christus im Alter von 19 Jahren gestorben. Sein Grabmal befindet sich im Tal der Könige in der Nähe von Luxor im Süden Ägyptens. Es wurde 1922 von dem britischen Archäologen Howard Carter entdeckt.

Anders als viele andere Pharaonengräber war es nicht bereits geplündert, sondern enthielt mehr als 5000 intakte Objekte, davon viele aus Gold. Deshalb ist der Pharao heute weltberühmt, obwohl er eigentlich ein eher unbedeutender Herrscher war.

Formen zweier Durchgänge erkannt

Der Verdacht, dass hinter der Gruft weitere Kammern verborgen liegen könnten, kam erstmals 2015 auf. Damals entdeckten Archäologen verdächtige Linien auf hochauflösenden Fotos.

Je genauer die Wissenschaftler hinschauten, desto deutlicher ließen sich die Formen zweier Durchgänge erkennen. Zudem weist die Grabkammer des Tutanchamun einige Ungereimtheiten auf, und viele der Grabbeigaben wurden offenbar nicht speziell für ihn angefertigt - darunter auch die berühmte Totenmaske und der Sarkophag.

Archäologen glaubten deshalb, das Grab könnte gar nicht für den Pharao bestimmt gewesen sein, sondern für Nofretete. Tutanchamun wurde demnach in einer Art Vorkammer beigesetzt. Zunächst sprachen ägyptische Behörden von einer "90-prozentigen Chance", dass es in der Gruft im Tal der Könige geheime Kammern geben könnte. Die neuen Analysen widerlegten nun die Theorie.

koe
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