Umstrittene Gentechnik Manipulierte Moskitos sollen Malaria ausrotten

Retten ausgerechnet Stechmücken die Menschen vor einer der tödlichsten Krankheiten? Forscher melden einen sensationellen Durchbruch: Gentechnisch veränderte Moskitos, die keine Malaria übertragen können, setzten sich im Labor gegen ihre Verwandten aus freier Wildbahn durch.

Das Vorhaben klang vielversprechend. Vor etwa sechs Jahren kamen Wissenschaftler auf die Idee, Moskitos genetisch so zu verändern, dass sie keine Malaria mehr übertragen können. An der Tropenkrankheit, hervorgerufen vom Parasiten Plasmodium, sterben pro Jahr bis zu drei Millionen Menschen weltweit - vor allem Kinder in Afrika.

Im Sommer 2002 meldeten Forscher den ersten Durchbruch: Sie hatten eine Malaria-resistente Mücke erschaffen, indem sie den Tieren ein Gen eingebaut hatten, das den Entwicklungszyklus der Plasmodien innerhalb der Moskitos unterbricht.

Nun berichten Wissenschaftler von der Johns Hopkins University in den USA, dass solche genetisch veränderten Moskitos sich besser vermehren als ihre Pendants aus der freien Wildbahn - zumindest im Labor. Frühere Studien hatten bereits gezeigt, dass die Malaria-resistenten Insekten völlig gesund sind.

Marcelo Jacobs-Lorena und seine Kollegen haben untersucht, wie sich die beiden Moskito-Gruppen vermehren, wenn sie in direkter Konkurrenz stehen. Als Nahrungsquelle der Insekten dienten Mäuse, die mit Plasmodium berghei infiziert waren - einer Parasitenvariante, die nur bei Mäusen Malaria auslöst, nicht aber beim Menschen.

Die manipulierten Moskitos erwiesen sich als fruchtbarer, berichten die Forscher im Fachblatt "Proceedings of the National Academy of Sciences". Auch ihre Sterbewahrscheinlichkeit sei geringer gewesen als bei den natürlichen Insekten.

"Soweit wir wissen, hat noch niemand vor uns gezeigt, dass transgene Moskitos einen Vorteil gegenüber normalen Moskitos haben", schreiben die Wissenschaftler. Nach ihren Berechnungen haben die Insekten aus dem Genlabor eine um 50 Prozent höhere Überlebenschance.

Die Wissenschaftler warnen jedoch vor allzu viel Euphorie: "Wir stehen keinesfalls vor einem Feldversuch", sagte Jason Rasgon. Es gehe zunächst darum, mit den Erregern der menschlichen Malaria zu arbeiten. Plasmodium berghei ist nur für Mäuse eine Gefahr, der für Menschen gefährliche Erreger heißt Plasmodium falciparum.

Die Strategie, Malaria mit genetisch veränderten Moskitos zu bekämpfen, ist freilich umstritten. Biologen haben immer wieder vor den unvorhersehbaren Folgen gewarnt, wenn vom Menschen manipulierte Organismen in die freie Wildbahn entlassen werden. Die Folgen für das biologische Gleichgewicht seien kaum vorhersehbar.

hda/rtr/AP

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