
Neues Weltkulturerbe: Iran, Ukraine, Nordkorea, Deutschland
Uno-Kulturorganisation Unesco kürt Kasseler Herkules zum Welterbe
Phnom Penh/Hamburg - Deutschland hat seine 38. Welterbe-Stätte. Der Kasseler Bergpark Wilhelmshöhe ist seit Sonntag Weltkulturerbe. Mit dem Eintrag in die begehrte Liste der Uno-Kulturorganisation steht der Park mit dem gut acht Meter hohen Herkules als Wahrzeichen in einer Reihe mit den Pyramiden von Giseh und der Altstadt von Florenz als herausragendes Kulturdenkmal. "Die Freude ist groß", sagte der Präsident des hessischen Landesamts für Denkmalpflege, Gerd Weiß, in Phnom Penh.
Die Experten würdigten die Anlage mit den Wasserspielen einhellig als hervorragendes Beispiel aus der Ära des europäischen Absolutismus. Nur mit der Aussprache von "Wilhelmshöhe" hatte der kambodschanische Vorsitzende des Komitees seine Mühe: Er ließ den Hammer schließlich zugunsten des Antrags "Wilmschöh" fallen.
"Kassel ist damit nicht mehr nur als Documenta-Stadt bekannt, die alle fünf Jahre die aktuelle Kunstszene anzieht, sondern wird ein Treffpunkt für Leute, die an der Landschafts- und Gartenarchitektur interessiert sind", sagte Weiß. Der Eintrag sollte noch am Sonntag zum Abschluss des Volksfestes Hessentag in Kassel und dann in einer Woche beim Bergparkfest auf der Wilhelmshöhe gefeiert werden.
Drei weitere Sieger
Auch drei andere Stätten der Menschheit wurden von der Unesco in die begehrte Welterbe-Liste aufgenommen, sie liegen in Iran, in der Ukraine und in Nordkorea. Der Golestanpalast in der iranischen Hauptstadt Teheran stammt teils aus dem 16. Jahrhundert. Es war Sitz der persischen Herrscher. Die alte Königshauptstadt Kaesong in Nordkorea wurde aufgrund von zwölf Stätten aus dem 10. bis 14. Jahrhundert als Welterbe eingetragen. Auch die einstigen griechischen Kolonien aus dem fünften Jahrhundert vor Christus um Chersones auf der Halbinsel Krim in der Ukraine wurden ausgezeichnet.
Der Bau der Parkanlage Wilhelmshöhe begann im 17. Jahrhundert, er zog über rund 150 Jahre. Die Kupferstatue des griechischen Halbgottes Herakles wurde in den Jahren 1701 bis 1717 nach Entwürfen des Italieners Giovanni Francesco Guerniero gebaut.
Weiß bezeichnete den Herkules als erste künstlerisch gestaltete Großfigur und damit als Vorläufer der Freiheitsstatue. Kassel hatte schon in den achtziger Jahren deutschlandintern Interesse an einer Eintragung der Wilhelmshöhe in die Welterbe-Liste angemeldet. Mit dem Mauerfall geriet der Antrag vorübergehend ins Hintertreffen, weil die Bundesregierung zunächst mehr Natur- und Kulturdenkmäler aus den neuen Bundesländern zur Aufnahme vorschlug.
Neue Anträge aus Deutschland
Im kommenden Jahr will Deutschland den Welterbe-Status für das mehr als 1200 Jahre alte ehemalige Benediktinerkloster Schloss Corvey bei Höxter in Nordrhein-Westfalen beantragen. Dann findet die Welterbe-Sitzung in Katar statt.
Einen Herkules gibt es schon auf der Welterbe-Liste: den Torre de Hércules, oder Herkulesturm. Der Leuchtturm aus dem frühen zweiten Jahrhundert ist das Wahrzeichen der spanischen Stadt A Coruña in Galizien und weltweit der älteste Leuchtturm, der noch in Betrieb ist.
Welterbe-Stätten gibt es in mehr als 150 Ländern. Dazu gehören Naturlandschaften wie das Obere Mittelrheintal und Bauwerke wie die Chinesische Mauer. Für viele Länder ist es eine Frage der Kapazität, wie oft sie den aufwendigen Prozess eines Antrags auf Aufnahme in die Liste bewerkstelligen können.
Besonders emsig waren seit dem Start der Liste in den siebziger Jahren die Italiener: Sie sind mit mehr als 45 Stätten Welterbe-Weltmeister, dicht gefolgt von China und Spanien. Dahinter liegen Frankreich, Deutschland und Mexiko. Ägypten hat sieben Welterbe-Stätten, Griechenland 17, und die USA haben 21.