Uno-Bericht über weltweite Klimaziele Auf dem Weg zu drei Grad Erderwärmung

Die Verbrennung von Kohle gehört zu den größten Quellen des globalen Treibhausgasausstoßes (Kohlekraftwerk in Polen, Archivfoto).
Foto:Monika Skolimowska/ZB/DPA
Vor fünf Jahren verpflichteten sich die rund zweihundert Staaten der Erde auf dem Pariser Klimagipfel darauf, ihren CO2-Ausstoß drastisch zu senken. Davon ist jedoch bis jetzt nicht viel zu spüren: Auch im Jahr 2019 stiegen die Emissionen insgesamt wieder auf einen neuen Rekord, heißt es in einem Bericht des Uno-Umweltprogramms, der am Mittwochvormittag vorgestellt wurde.
Der Emissions-Gap-Report gibt jedes Jahr darüber Auskunft, ob die Anstrengungen der Länder ausreichen, das Zwei-Grad-Limit des Pariser Klimaabkommens einzuhalten. Bisher hat es laut den Berichten der vergangenen Jahre nie gereicht, und auch für 2020 gibt die Uno keine Entwarnung.
Die Emissionen seien in diesem Jahr zwar aufgrund der Corona-Pandemie um bis zu sieben Prozent zurückgegangen. Doch diese Folgen des weltweiten Shutdowns hätten kaum einen Effekt auf den Langfristtrend. Insgesamt mache der Corona-Knick nur 0,01 Grad der Emissionen bis 2050 aus. In diesem Zeitraum haben sich viele Länder verpflichtet, klimaneutral zu werden, unter anderem die EU.
Schaut man auf die einzelnen Länder, gibt es jedoch Lichtblicke. So sind die Emissionen in den 20 größten Volkswirtschaften der Welt schon vor der Pandemie im Jahr 2019 leicht zurückgegangen. In den Jahren zuvor waren die Emissionen laut dem Bericht immer weiter gestiegen. Auch in Deutschland sanken die CO2-Emissionen: Im Vergleich zu 2018 immerhin um 6,3 Prozent. Hauptgrund war demnach, dass weniger Strom aus Kohle produziert wurde.
Auf dem Drei-Grad-Track
Trotz einzelner Erfolge reicht es nicht für das Zwei-Grad-Limit. Die Welt sei weiterhin auf dem Weg zu mehr als drei Grad Temperaturerhöhung bis Ende des Jahrhunderts, so die Autoren des Emissions-Gap-Reports. Gerechnet haben das die Autoren mit den verabschiedeten Klimaplänen der Länder.
Jedes Land musste in den vergangenen Jahren eigene Klimaziele vorlegen und diese bei der Uno einreichen. Die EU hat sich beispielsweise verpflichtet, bis 2030 ihre CO2-Emissionen um 40 Prozent gegenüber 1990 einzusparen. Das Problem: Alle Selbstverpflichtungen zusammengenommen reichen nicht aus. Auch wenn alle Länder ihre Pläne umsetzen, sind die Emissionen trotzdem noch zu hoch, um den Temperaturanstieg abzubremsen.
Um unter zwei Grad durchschnittliche Erwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu kommen, müssten alle Länder ihre Anstrengungen verdreifachen, so der Uno-Bericht. Um das 1,5-Grad-Ziel zu schaffen sogar verfünffachen.
Die EU-Kommission hat mittlerweile angekündigt, ihr Klimaziel auf ein Minus von 55 Prozent bis 2030 nachzuschärfen. In den nächsten Tagen wollen die Staats- und Regierungschefs entscheiden, ob das auch die Position aller Länder ist.
Die grünen Corona-Pakete
Insgesamt kündigten bisher 126 Länder an, ihre Klimaziele nachzubessern. Wenn diese Langfristziele wirklich eingehalten werden, könnte die Welt allerdings doch gerade noch so an den schlimmsten Klimaszenarien vorbeischrammen, haben Klimaexperten von den Thinktanks Climate Analytics und New Climate Institute errechnet. Laut ihrer Auswertung erwärmt sich das Weltklima dann durchschnittlich »nur« auf 2,1 Grad. Damit könnten die Länder auch das Pariser Klimaziel – unter zwei Grad Erwärmung zu bleiben – zumindest annähernd einhalten.
Um alle Klimapläne dann auch zu erreichen, plädiert der Uno-Bericht für grüne Corona-Konjunkturpakete. Zum Ankurbeln der Wirtschaft nach der Pandemie sollten die Gelder in klimafreundliche Alternativen statt in Benzinautos oder Kohlekraftwerke fließen. Damit könnte der weltweite CO2-Ausstoß um ein Viertel reduziert werden, so der Bericht. Bisher habe aber nur rund ein Viertel der G20-Mitglieder überhaupt in grüne Maßnahmen investiert.
»Keines der Länder verfügt über eine kurzfristige Politik, um sie auf einen Weg zur langfristigen Dekarbonisierung zu bringen«, kommentiert Niklas Höhne vom Klima-Thinktank NewClimate Institute. »Auch die Konjunkturpakete zeigen ein uneinheitliches Bild: Ein großer Teil der Ressourcen unterstützt nach wie vor fossile Brennstoffe mit dem Verzicht auf Umweltvorschriften und die Rettung von emissionsintensiven Unternehmen ohne Umweltbedingungen«, so Höhne.
In einer vorherigen Fassung hieß es, der Corona-Knick mache 0,01 Prozent der Emissionen bis 2050 aus. Richtig sind aber 0,01 Grad. Wir haben den Fehler korrigiert.