Uno-Studie Welt verliert Kampf gegen Klimawandel

Die Vereinten Nationen schlagen Alarm: Die Welt werde ihren Kampf gegen die Klimaerwärmung verlieren, heißt es in einer aktuellen Studie. Das anvisierte Zwei-Grad-Ziel ist demnach kaum noch realisierbar - es sei denn, die Länder fahren ihre CO2-Emissionen in kürzester Zeit drastisch zurück.
Kohlekraftwerk (in Kanada): Abkehr vom Dogma der CO2-Reduzierung?

Kohlekraftwerk (in Kanada): Abkehr vom Dogma der CO2-Reduzierung?

Foto: Charlie Riedel/ AP

Oslo - Wunschdenken, Illusion, Sackgasse: Für das von den Vereinten Nationen ausgerufene Zwei-Grad-Ziel kursieren inzwischen vielerlei Begriffe der Hoffnungslosigkeit. Eine neue Studie bestätigt jetzt das, was für viele Experten schon als ausgemacht gilt: Die internationale Staatengemeinschaft wird ihren Kampf gegen den Klimawandel verlieren, wenn der zuletzt deutlich gestiegene Ausstoß von Treibhausgasen bis 2030 nicht drastisch zurückgefahren wird.

Die Emissionen von Kohlendioxid (CO2) und anderen Schadstoffen durch Fabriken, Kraftwerke, Autos und Flugzeuge hätten im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts einen Rekordstand erreicht, heißt es in einem Entwurf des Uno-Berichts, dessen Zusammenfassung der Nachrichtenagentur Reuters am Freitag vorlag.

Grund hierfür sei vor allem das rasante industrielle Wachstum von China und anderen asiatischen Staaten. Dies gefährde das erklärte Ziel von knapp 200 Ländern, den Anstieg der Erderwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts auf zwei Grad Celsius im Vergleich zu Beginn der industriellen Revolution zu begrenzen. Diese Maxime ist im Klimaschutzvertrag festgehalten, auf den sich die Vertreter der Teilnehmerstaaten zuletzt auf dem Uno-Klimagipfel 2010 in Cancún geeinigt hatten.

Bis zu dieser Zwei-Grad-Grenze gelten die globalen Folgen des Klimawandels wie Wirbelstürme, Überschwemmungen und Dürren noch als beherrschbar. Einer Anfang des Jahres vom US-Handelsministerium veröffentlichten Studie zufolge werden die Temperaturen ohne nennenswerte Gegensteuerung bis zum Ende des Jahrhunderts um 2,2 bis 5,5 Grad steigen.

Mögliche Gegenmaßnahme: Neue Wälder pflanzen

Sollte der Ausstoß von Treibhausgasen bis 2030 nicht unter Kontrolle gebracht werden, so die Autoren der aktuellen Uno-Studie, müssten die Staaten zusätzliche Maßnahmen erwägen, um CO2 aus der Erdatmosphäre wieder herauszubekommen. Als Beispiele nannten die Autoren, die zu den weltweit angesehensten Klimaforschern zählen, unter anderem die Pflanzung von neuen Wäldern, damit die Bäume das CO2 aus der Luft in ihrem Zellgewebe binden könnten. Eine weitere Möglichkeit sei das Einfangen und Vergraben von Treibhausgasen, was aber noch näher erforscht werden müsse.

Dennoch scheint die Entwicklung der weltweit steigenden CO2-Emissionen nicht mehr aufzuhalten zu sein. Zuletzt hatten Berechnungen des Internationalen Wirtschaftsforums Regenerative Energien (IWR) ergeben, dass der weltweite CO2-Ausstoß 2011 auf ein neues Rekordniveau gestiegen ist. Spitzenreiter blieb demnach unverändert China. Die Nation stieß 2011 8,9 Milliarden Tonnen CO2 aus. Weltweit wurden insgesamt 34 Milliarden Tonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre geblasen.

Der Klimawandel macht sich seit längerem bemerkbar: Das Eis im Nordpolarmeer ist einem Weltbank-Bericht zufolge im September auf ein Rekord-Minimum geschmolzen, extreme Hitzewellen und Dürren hätten im vergangenen Jahrzehnt Staaten wie die USA und Russland häufiger heimgesucht als zuvor. Derart extreme Wetterlagen würden mit zunehmender Erwärmung zur Normalität gehören. Einer Studie des arbeitgebernahen Instituts der Deutschen Wirtschaft zufolge wirkt sich der Klimawandel schon jetzt auf fast jedes dritte deutsche Unternehmen aus.

cib/Reuters
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