Untersuchung in Mexiko Autokratisch regierte Städte waren in der Antike im Nachteil

Antike Städte existierten teils mehr als tausend Jahre lang. Fachleute haben nun untersucht, welchen Einfluss gesellschaftlicher Zusammenhalt auf die Überlebensfähigkeit von Zivilisationen hatte.
Präkolumbianische Ausgrabungsstätte in Teuchitlán, Mexiko (Bild von 2019)

Präkolumbianische Ausgrabungsstätte in Teuchitlán, Mexiko (Bild von 2019)

Foto: Simon McGill / Getty Images

Archäologinnen und Archäologen haben Überreste von 24 antiken Städten im heutigen Mexiko untersucht. Sie kommen zu dem Schluss, dass jene Gemeinschaften am längsten Bestand hatten, in denen es Anzeichen für ein gut organisiertes Zusammenleben gibt.

Warum manche Städte von deutlich längerer Dauer waren als andere, ist oft nicht eindeutig. Untersuchungsgegenstand sind oft besondere Klima- oder Umweltereignisse – und die Reaktion der Menschen auf ebendiese. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben sich nun einem anderen Ansatz gewidmet: Sie untersuchten, welche gesellschaftlichen Organisationsformen die Dauerhaftigkeit von Städten gefördert haben.

Das Ergebnis: Die Städte, die am längsten Bestand hatten, wiesen Anzeichen für kollektive Formen der Verwaltung, für Investitionen in die Infrastruktur und für Zusammenarbeit zwischen Haushalten auf. Frühe Bemühungen um den Bau dichter, miteinander verbundener Wohngebiete und die Anlage großer, zentraler, offener Plätze waren zwei der Faktoren, die den Forscherinnen und Forschern zufolge zu einer längeren Überlebensdauer und Bedeutung der frühen Städte beitrugen.

Stadtarchitektur liefert Hinweise aufs Zusammenleben

Die Fachleute hatten in den architektonischen Überresten der untersuchten Städte nach Mustern gesucht. Sie interessierte unter anderem der Aufbau von Infrastruktur. Außerdem versuchten sie herausfinden, wie einzelne Haushalte zueinander standen und welche Abhängigkeiten es zwischen ihnen gab.

»Wir haben nach Anzeichen für eine Pfadabhängigkeit gesucht. Dahinter steht das Prinzip, dass die Handlungen oder Investitionen, die die Menschen tätigen, später die Art und Weise verändern, wie sie auf Gefahren oder Herausforderungen reagieren«, sagte Gary Feinman, Hauptautor der Studie, einer Mitteilung  zufolge. Die Untersuchung wurde im Fachmagazin »Frontiers in Ecology and Evolution«  veröffentlicht.

Bereits in früheren Studien hat Feinman Städte in Mittelamerika untersucht, heißt es weiter. Auch dabei stellte er fest, dass Gesellschaften mit Regierungen, die das Wohl der Bürger förderten, länger bestanden als solche, die autokratisch regiert wurden und in denen es große Wohlstandsunterschiede gab.

In der aktuellen Studie haben Feinman und seine Kolleginnen und Kollegen sich auf Orte aus einer ähnlichen Zeit konzentriert: Alle 24 untersuchten Städte wurden zwischen 1000 und 300 vor Christus gegründet.

Die aktuellen Forschungsergebnisse haben Feinman zufolge auch heute noch Relevanz: »Man kann die Reaktionen auf Katastrophen wie Erdbeben oder Bedrohungen wie den Klimawandel nicht bewerten, ohne die Regierung zu berücksichtigen«, sagte er der Mitteilung zufolge. »Die Vergangenheit ist eine unglaubliche Ressource, um zu verstehen, wie man heutige Probleme angehen kann«.

ani

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