In Sachen Sozialverhalten gelten die auch als Zwergschimpansen bekannten Bonobos als vorbildlich: Aggressionen und Gewalt kommen nur selten vor, die Weibchen haben den höchsten Status, zur Konfliktlösung wird Sex eingesetzt.
Aber das Bild von den friedliebenden Bonobos ist womöglich ein Trugschluss. Denn Zwergschimpansen jagen und fressen andere Primaten, wie deutsche Biologen
im Fachmagazin "Current Biology" berichten. Ein solches Verhalten, das bereits von männlichen Schimpansen bekannt war, wurde bei deren kleineren Verwandten bislang noch nicht beobachtet.
Forscher hatten das mit einem Mangel an männlicher Dominanz und körperlicher Gewalt bei den Zwergschimpansen erklärt. Die Untersuchungen von Martin Surbeck und Gottfried Hohmann vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig widersprechen nun dieser Theorie.
Die beiden Wissenschaftler beobachteten fünf Jahre lang Bonobos im Salonga-Nationalpark in der Demokratischen Republik Kongo. Bis dahin war nur bekannt, dass die Zwergschimpansen Antilopen sowie Eichhörnchen und andere Nagetiere jagen. Doch der Fund eines Affenfingers in Fäkalien deutete darauf hin, dass Bonobos das Fleisch anderer Primaten nicht grundsätzlich ablehnen. Da die Bonobos aber noch nie bei der Jagd auf Primaten beobachtet wurden, war unklar, ob sie den Affen selbst erlegt oder einem anderen Raubtier abgenommen hatten.
Im Kongo wurden Surbeck und Hohmann fünf Mal Augenzeugen, als Bonobos Jagd auf Affen anderer Arten machten. Dreimal konnten sie ihre Opfer fangen und fressen. Die Forscher überraschte, dass sowohl Männchen als auch Weibchen an der Jagd beteiligt waren. Dies könnte den besonderen Zusammenhalt bei den Weibchen widerspiegeln, der für diese Schimpansenart typisch sei, erklären sie. Die Beobachtung an den Bonobos, die in ihrer Gemeinschaft andere soziale Muster aufweisen als die patriarchalisch lebenden Schimpansen, zeige, dass dieses Jagdverhalten nicht zwangsläufig mit männlicher Dominanz und Aggression zusammenhängen müsse.