Waldbrände in Russland Experten sehen keine radioaktive Gefahr für Deutschland

Feuer in Russland: Angst vor Übergreifen der Brände auf radioaktiv belastetes Gebiet
Foto: ARTYOM KOROTAYEV/ AFPWas passiert, wenn die in Russland wütenden Brände auf radioaktiv belastetes Gebiet vordringen? Der russische Zivilschutzminister Sergej Schoigu hatte entsprechenden Spekulationen Nahrung geliefert - mit der Warnung, dass die Brände radioaktiv verseuchten Boden im Gebiet von Brjansk aufwirbeln könnten. Brjansk befindet sich südwestlich von Moskau an der Grenze zu Weißrussland und zur Ukraine. Die Region ist seit der Atomkatastrophe von Tschernobyl 1986 besonders stark von Radioaktivität betroffen. Die Stadt mit mehr als 400.000 Einwohnern liegt etwa 300 Kilometer vom ukrainischen Tschernobyl entfernt.
"In natürlichen Ökosystemen hält sich die Radioaktivität länger als in bewirtschafteten Gebieten", bestätigt Florian Emrich, Sprecher des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS). "Das liegt daran, dass radioaktive Partikel wie etwa Cäsium-137 ohne menschliches Zutun langsamer in tiefere Bodenschichten absinken und Cäsium eine Halbwertszeit von etwa 30 Jahren hat." In der Region um Tschernobyl etwa seien Bäume auch 24 Jahre nach der Reaktorkatastrophe noch stark mit Cäsium-137 belastet.
Für Deutschland und das restliche Europa bestehe allerdings keine Gefahr. "Bei Bränden können zwar radioaktive Partikel in die Luft gelangen", sagt Emrich im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. "Aber die Rauchwolken erreichen meist nur Höhen von 100 bis 200 Metern, so dass die Folgen regional begrenzt bleiben." Brände könnten radiologische Auswirkungen auf die unmittelbare Region haben, wenn Menschen die in der Luft befindlichen radioaktiven Partikel einatmen.
Es ist nicht das erste Mal, dass es in der Region um Tschernobyl brennt und radioaktives Material in die Luft gelangt. "Vor Jahren registrierte beispielsweise eine Messstation auf dem Schauinsland im Schwarzwald solche Spuren", sagt Emrich. Die Werte seien allerdings unbedenklich gewesen. Die Messgeräte seien äußerst empfindlich und können geringste Spuren von Radioakvität entdecken.
Auch die ukrainischen Behörden bezeichneten die Lage im Gebiet Tschernobyl als derzeit ungefährlich. "Es besteht heute kein Grund zur Beunruhigung", sagte Behördensprecher Sergej Wus.