WHO-Bericht 92 Prozent aller Menschen atmen Dreckluft

Dramatische Folgen des Feinstaubs: Mehr als 90 Prozent aller Menschen weltweit leiden einer neuen Studie zufolge unter Luftverschmutzung. Mehr als sechs Millionen sterben jährlich daran.
Smog in Harbin (chinesische Provinz Heilongjiang)

Smog in Harbin (chinesische Provinz Heilongjiang)

Foto: CHINA STRINGER NETWORK/ REUTERS

Die Zahlen sind erschreckend: Mehr als 90 Prozent aller Menschen auf der Erde leiden laut einer neuen Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO)  unter Luftverschmutzung. An den Folgen sterben jährlich mehr als sechs Millionen Menschen, wie die WHO am Dienstag in Genf erklärte.

Die Direktorin der WHO-Abteilung für öffentliche Gesundheit, Maria Neira, nannte die neuen Zahlen "zutiefst besorgniserregend". Besonders verschmutzt ist die Luft demnach in Entwicklungs- und Schwellenländern, vor allem in Asien. Luftverschmutzung betreffe aber "praktisch alle Länder der Welt und alle Teile der Gesellschaft". Es handle sich um eine "gesundheitliche Notlage".

Die Zahlen wurden an 3000 Orten weltweit erhoben, sowohl durch Satellitentechnik als auch durch Messungen am Boden. Aus den Messdaten berechneten die WHO-Experten mithilfe ihres neuen Modells, wie hoch die Feinstaubwerte an jedem Punkt auf dem Planeten sind. Die Auflösung des Modells liegt bei etwa zehn mal zehn Kilometern.

Mittlere Feinstaubwerte: Der WHO-Grenzwert liegt bei 10 Mikrogramm/Kubikmeter (PM2,5)

Mittlere Feinstaubwerte: Der WHO-Grenzwert liegt bei 10 Mikrogramm/Kubikmeter (PM2,5)

Foto: WHO

92 Prozent der Weltbevölkerung leben demnach an Orten, an denen die von der WHO festgelegten Grenzwerte für saubere Luft im Jahresdurchschnitt überschritten werden. Dabei geht es der WHO vor allem um den besonders gesundheitsgefährdenden PM2,5-Feinstaub. Der WHO-Grenzwert liegt bei 10 Mikrogramm/Kubikmeter für PM2,5.

In einer früheren Studie hatte die WHO noch eine Quote von 80 Prozent ermittelt - nur für Stadtbewohner.

Besonders kleine Feinstaubpartikel mit einem Durchmesser von weniger als 2,5 Mikrometer können beim Einatmen bis in die Lungenbläschen gelangen und sind für die menschliche Gesundheit riskant. Die Verschmutzung der Luft mit Feinstaub erhöht die Risiken eines Schlaganfalls, von Herzkrankheiten, Lungenkrebs und Atemwegserkrankungen wie Asthma.

Auch deutsche Städte betroffen

Hauptquellen des Feinstaubs sind der Verkehr, Heizungen, Müllverbrennung, Kohlekraftwerke und Industrieanlagen. Doch nicht immer sind menschliche Aktivitäten die Ursache. In Wüstenregionen können auch Sandstürme für hohe Feinstaubwerte sorgen.

Die WHO macht die Feinstaubbelastung in der Außenluft für mehr als drei Millionen Todesfälle im Jahr verantwortlich. Hinzu kommen etwa noch mal so viele Todesfälle infolge dreckiger Innenluft. Das Problem besteht vor allem in armen Ländern, wo das Kochen mit Holz oder Kohle weit verbreitet ist.

Doch selbst in Deutschland ist Feinstaub ein ernstzunehmendes Problem: In diversen Städten werden die gesetzlichen Grenzwerte überschritten - als Hauptursache gelten Dieselfahrzeuge. Einige Kommunen diskutieren inzwischen über Fahrverbote für Dieselautos, um die Luftreinhaltepläne einhalten zu können. Ein Verwaltungsgericht hatte kürzlich der Stadt Düsseldorf solche Fahrverbote nahegelegt.

hda/AFP
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